Konzernlagebericht
Das Unternehmen

Die Erfolgsgeschichte der Würth-Gruppe hat 1945 im Kleinen begonnen. Anfangs wurden die Waren der Schraubengroßhandlung Adolf Würth noch mit einem Leiterwagen zum Künzelsauer Bahnhof gebracht und von dort an die Kunden verschickt. Innerhalb von 75 Jahren hat sich aus dem Zweimannbetrieb ein weltweit tätiger Handelskonzern mit 79.139 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, davon über 33.000 im Außendienst, entwickelt. Dank seiner weltweiten Präsenz erreicht das Unternehmen heute Kunden rund um den Globus.

In ihrem Kerngeschäft, dem Vertrieb von Montage- und Befestigungsmaterial, hat sich die Würth-Gruppe fest auf dem Markt etabliert. Weitere Handels- und Produktionsunternehmen, die sogenannten Allied Companies, sind in angrenzenden Geschäftsfeldern aktiv. Dazu zählen beispielsweise der Elektrogroßhandel oder der Bereich Elektronik bis hin zu Finanzdienstleistungen. Zur Würth-Gruppe gehören über 400 Gesellschaften, die mit rund 2.300 Niederlassungen in mehr als 80 Ländern vertreten sind. Der Konzern erzielte im Geschäftsjahr 2020 einen Umsatz von 14,4 Milliarden Euro.

Im Jubiläumsjahr 2020 blickte die Adolf Würth GmbH & Co. KG, die Keimzelle des Unternehmens, nicht nur auf ihre 75-jährige Erfolgsgeschichte zurück. Auch Reinhold Würth, der als 19-Jähriger das Geschäft nach dem Tod seines Vaters übernommen hatte, feierte seinen 85. Geburtstag. Für sein soziales und kulturelles Engagement ist das Familienunternehmen beispielhaft.

Die Sammlung Würth umfasst heute mehr als 18.300 Werke, die in fünf Museen und zehn Kunstdependancen der Würth-Gruppe in Europa zu sehen sind. Erst im Juni 2020 öffnete das Museum Würth 2 im Erweiterungsbau des Carmen Würth Forum am Firmenstandort in Gaisbach seine Türen für die Öffentlichkeit. Dort werden Herzstücke der Sammlung Würth aus Moderne und Gegenwart präsentiert. Reinhold Würth ist der festen Überzeugung, dass das Nebeneinander von Kunst und geschäftlichem Alltag Inspiration für neue Ideen bietet. Alle Häuser sind bei freiem Eintritt für die Öffentlichkeit zugänglich.

In 75 Jahren hat das Unternehmen immer wieder neue Wege eingeschlagen und unser Handeln ist als Familienunternehmen dabei auf ein nachhaltiges und langfristiges Wachstum ausgerichtet. Die Würth-Gruppe ist sich dabei insbesondere auch ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst und engagiert sich neben der Kunst und Kultur mit einer Vielzahl von Initiativen in den Bereichen Sport, Soziales und Bildung.

Auch im Bereich der ökologischen Nachhaltigkeit gibt es bereits eine Fülle an Aktivitäten, die derzeit im Wesentlichen noch auf der Ebene einzelner Gesellschaften stattfinden. Die Konzernführung hat entschieden, diese Aktivitäten innerhalb der Würth-Gruppe zu bündeln und in diesem Zuge die Grundlage für eine konzernweite Berichterstattung inklusive quantitativer Zielsetzung zu schaffen. Darüber soll im Jahr 2022 in Form eines Nachhaltigkeitsberichts auf Gruppenebene informiert werden.

Doch auch auf neuen Wegen hält das Unternehmen stets an seiner Philosophie und seinen Werten fest: Offenheit, Dankbarkeit, Respekt, Neugier, Verantwortung, aber auch Demut sind die Grundpfeiler unseres Erfolgs und die Basis unserer Zusammenarbeit untereinander, mit unseren Geschäftspartnern und unseren Kunden. Seit 75 Jahren und in Zukunft. Die Unternehmenskultur bei Würth? Like!

Umsatzentwicklung

Die Coronakrise hat die deutsche Wirtschaft in die zweitschwerste Rezession der Nachkriegszeit gestürzt. Zur Pandemie-Bekämpfung kamen die anhaltenden Spannungen im Südchinesischen Meer und im Nahen Osten, der wachsende Populismus und Protektionismus vor dem Hintergrund des Brexits und die Unberechenbarkeit der US-Präsidentschaft von Donald Trump hinzu. Auch der eskalierende Handelsstreit zwischen den USA und China sowie die anhaltenden Querelen um die Zukunft der EU spielten 2020 eine wichtige Rolle.

Diese Risikofaktoren waren bekannt und weltweit eingepreist. Gänzlich anders verhielt es sich mit dem bis dato unbekannten Virus SARS-CoV-2: Es löste den größten Wirtschaftseinbruch der Neuzeit aus. Der deutliche Abwärtstrend ließ sich bis zum Ende des Jahres nicht korrigieren. Laut der Weltbank ging die weltweite Wirtschaftsleistung 2020 um 4,3 Prozent zurück. Im Vorjahr war noch ein Wachstum von 2,8 Prozent zu verzeichnen. Mit einem nur gering steigenden Bruttoinlandsprodukt in China (+ 2,0 Prozent) beziehungsweise einem Rückgang in den USA (–4,6 Prozent) verloren die beiden größten Volkswirtschaften der Welt deutlich an Zugkraft.

  • Corona-Pandemie beutelt deutsche Wirtschaft nach zehnjähriger Wachstumsphase.
  • konjunktureller Einbruch in nahezu allen Wirtschaftsbereichen – besonders hart im Dienstleistungsbereich und in Teilen der Industrie
  • Ausnahme Baugewerbe mit Anstieg der Bruttowertschöpfung um 2,8 Prozent

Die Wirtschaftsleistung in Deutschland, dem größten Einzelmarkt der Würth-Gruppe, ist im vergangenen Jahr um 5,0 Prozent eingebrochen (2019: + 0,6 Prozent). Stärker war die Wirtschaft nur während der globalen Finanzkrise 2009 geschrumpft, als das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 5,7 Prozent sank. Auch die Erwerbstätigkeit ging insgesamt zurück: Im Jahr 2020 betrug die Arbeitslosenquote durchschnittlich 5,9 Prozent (2019: 5,0 Prozent).

Verglichen mit der Euro-Zone ist Deutschland dennoch relativ gut durch die Krise gekommen. Gerade die für Würth so wichtige Bauwirtschaft hat wesentlich dazu beigetragen. Während die gesamtwirtschaftliche Bruttowertschöpfung (ohne Bau) 2020 zurückging, legte sie im Baugewerbe um 2,8 Prozent zu (2019: + 4,0 Prozent). Im Bauhauptgewerbe stieg der Umsatz nominal um 5,9 Prozent (2019: + 6,7 Prozent). Zudem haben die Unternehmen 2020 nochmals rund 22.500 neue Arbeitsplätze geschaffen (2019: + 33.385). Im vergangenen Jahr sind die Auftragseingänge nominal um 0,5 Prozent gestiegen (2019: + 8,2 Prozent), real allerdings leicht um 2,6 Prozent gefallen (2019: + 3,0 Prozent). Erklären lässt sich das mit diversen coronabedingten Einschränkungen wie vereinzelter Stilllegung von Baustellen, partiellem Ausfall ausländischer Fachkräfte durch Grenzschließungen oder fehlenden Materiallieferungen und Auftragsstornierungen.

Ähnlich das Handwerk, ein weiterer entscheidender Schlüsselmarkt der Würth-Gruppe: Hier wurde 2020 ein 1,4 Prozent höherer Umsatz als 2019 (+ 3,9 Prozent) erzielt. Trotz der positiven Zahlen verzeichnete die Branche das schwächste Umsatzwachstum der letzten sieben Jahre. Nach wie vor spüren zahlreiche Betriebe den Fachkräftemangel. Viele Ausbildungsplätze blieben unbesetzt. Zudem sind für die Handwerksunternehmen einige bürokratische Hürden zu nehmen, die sich ebenfalls wachstumshemmend auswirken.

Seit 2018 kämpfen die Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie (M+E) mit einer Rezession und einem drängenden Strukturwandel samt digitaler Transformation. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie kamen im abgelaufenen Jahr noch hinzu. Nach 2019 mit einem Rückgang von 4,5 Prozent ist 2020 das zweite schwere Rezessionsjahr für die M+E-Industrie, eine weitere wichtige Säule für die Würth-Gruppe. Im Jahresdurchschnitt 2020 lag die M+E-Produktion um 14,1 Prozent unter dem Vorjahr. Der Beschäftigungsaufbau der vergangenen Jahre ist Mitte 2019 zu Ende gegangen. Auch der exportorientierte Maschinenbau verzeichnete einen Einbruch der Produktion von 14,0 Prozent im Jahr 2020 (2019: – 2,0 Prozent). Ein Grund hierfür war der starke, krisenbedingte Produktionsrückgang in der Automobilindustrie. Im vergangenen Jahr haben die Autohersteller fast ein Fünftel weniger Autos verkauft als im Jahr zuvor. Demnach wurden 2020 insgesamt 2,9 Millionen Neuwagen zugelassen, 19,1 Prozent weniger als 2019 (2019: – 5,0 Prozent). Diese Entwicklung findet sich weltweit: Verkaufsverbote, wirtschaftliche Unsicherheiten und Produktionsstopps haben in Europa, aber auch in Asien, Russland und in den Vereinigten Staaten für negative Bilanzen gesorgt.

Für die Euro-Zone insgesamt ergibt sich ein noch düstereres Bild: 2020 liegt das BIP-Minus laut der Europäischen Kommission bei 6,8 Prozent (2019: + 1,3 Prozent). So sank beispielsweise die Wirtschaftsleistung in den anderen großen EU-Staaten Frankreich, Italien, Spanien und Großbritannien um 8,3 Prozent bis 11,0 Prozent. Auch die Arbeitslosigkeit in der EU stieg im Coronajahr massiv an. Insgesamt waren fast zwei Millionen Menschen mehr ohne Arbeit. Damit stieg die Arbeitslosenquote nach Angaben von Eurostat von 6,5 Prozent im Dezember 2019 auf 7,5 Prozent Ende 2020.

Frankreich sah sich ab November 2020 zu einem weiteren harten Lockdown gezwungen, um den Ausbruch von COVID-19 unter Kontrolle zu bringen. Die Europäische Kommission rechnet daher mit einem BIP-Rückgang von 8,3 Prozent. 2019 wuchs das BIP noch um 1,5 Prozent. Die Arbeitslosenquote hat sich in Frankreich erhöht: von 8,5 Prozent im Jahr 2019 auf 8,9 Prozent im Jahr 2020.

Italien konnte im vierten Quartal mit regional differenzierten Maßnahmen das Infektionsgeschehen eindämmen. Ein kompletter, landesweiter Lockdown wurde dadurch, anders als im Frühjahr, verhindert. Für das Gesamtjahr 2020 sehen die Experten der Europäischen Kommission einen BIP-Rückgang von 8,8 Prozent (2019: + 0,3 Prozent). 2019 lag die Arbeitslosenquote bei 9,9 Prozent – während der Coronakrise ist sie auf 11,0 Prozent gestiegen.

Spanien hat ähnlich wie Italien auf den neuerlichen Anstieg des Infektionsgeschehens im Herbst mit regional differenzierten Maßnahmen reagiert. Allerdings sehen die Ökonomen für Spanien einen erheblichen Wachstumseinbruch von 11,0 Prozent (2019: + 2,0 Prozent), was sich ebenfalls in einer sehr hohen Erwerbslosenquote von 16,8 Prozent widerspiegelt (2019: 14,1 Prozent).

Die COVID-19-Pandemie und der wirtschaftliche Teilstillstand manövrierten Großbritannien 2020 in eine historische Wirtschaftskrise. Das kaputtgesparte Gesundheitssystem, die sehr hohe Bevölkerungsdichte und massive politische Versäumnisse führten zu einer teilweise ungebremsten Ausbreitung des Virus. Für das Gesamtjahr hat Großbritannien einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 9,9 Prozent zu verzeichnen (2019: + 1,5 Prozent). Auch die Arbeitslosenquote ist um 1,6 Prozentpunkte auf 5,4 Prozent angestiegen (2019: 3,8 Prozent).

China ist die einzige große Volkswirtschaft, die 2020 nicht geschrumpft ist. Mit einem Zuwachs des BIP von 2,0 Prozent (2019: + 6,1 Prozent) zeigt die Volksrepublik im Ländervergleich den besten Wert, jedoch ebenfalls mit deutlichen Corona-Einbußen.

Harte Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie haben auch Indiens Wirtschaft zur Vollbremsung gezwungen. 2020 ist das BIP um 9,6 Prozent eingebrochen (2019: + 4,2 Prozent).

In den USA beläuft sich das BIP-Minus auf 4,6 Prozent (2019: + 2,2 Prozent). Auf die Pandemie reagierte die Regierung spät, dann jedoch mit einem umfassenden Hilfspaket.

Die Wirtschaft Lateinamerikas erlebte im letzten Jahr den größten Wirtschaftseinbruch seit Jahrzehnten. Das Bruttoinlandsprodukt sank 2020 durchschnittlich um 7,6 Prozent (2019: + 0,1 Prozent).

Auch für Russlands Wirtschaft war das letzte Jahr von vielen negativen Nachrichten beherrscht. Lockdownbedingte Produktionsschließungen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie, der Einbruch der Ölpreise und die Abwertung des Rubels ließen das Bruttoinlandsprodukt um 4,0 Prozent sinken (2019: + 1,3 Prozent).


  • Umsatz leicht gesteigert auf 14,4 Milliarden Euro
  • Betriebsergebnis leicht über Vorjahresniveau
  • Digitalisierungskurs sorgt für überproportionales Wachstum im E-Commerce-Geschäft.

Die Würth-Gruppe erzielte 2020 einen Umsatz von 14,4 Milliarden Euro und liegt damit leicht über dem Vorjahr (2019: 14,3 Milliarden Euro). Dies entspricht einem Wachstum von 1,0 Prozent. Bereinigt um Wechselkurseffekte liegt das Plus bei 2,0 Prozent.

Das alles bestimmende Thema im Jahr 2020 war die Corona-Pandemie mit ihren enormen weltweiten Auswirkungen. Auch die wirtschaftliche Entwicklung der Würth-Gruppe stand stark unter dem Einfluss der Pandemie. Während die Umsätze im April 2020 um über 20 Prozent und im Mai 2020 nochmals zweistellig einbrachen, verbesserte sich das Wachstum danach Monat für Monat und resultierte im Dezember in einem zweistelligen Umsatzplus, sodass das vierte Quartal 2020 mit dem stärksten Wachstum abgeschlossen werden konnte.

Der Konzern hat seine Leistungsfähigkeit über die Multi-Kanal-Strategie, die Risikostreuung durch die internationale Aufstellung sowie die Diversifikation über verschiedene Geschäftsfelder auf einem hohen Niveau gehalten. Die Umsatzentwicklung 2020 spiegelt auch die unterschiedlichen Auswirkungen der Pandemie auf einzelne Branchen und Märkte wider: Während die Division Bau (+12,2 Prozent) oder auch der Elektrogroßhandel Deutschland (+10,8 Prozent) mit einem Umsatzwachstum im zweistelligen Bereich sehr gut liefen, waren die Umsätze aus den Bereichen, die den Automobil- und Maschinenbau direkt beliefern, rückläufig.

Deutschland erwies sich während der Corona-Pandemie als sehr robust. Hier konnte die Würth-Gruppe ein Wachstum von 2,9 Prozent erzielen, wobei die Adolf Würth GmbH & Co. KG, Keimzelle des Konzerns, mit 7,4 Prozent gewachsen ist. Außerhalb Deutschlands musste der Konzern einen Umsatzrückgang von 0,4 Prozent hinnehmen.

Der E-Business-Umsatz wuchs überproportional um 5,8 Prozent und liegt 2020 bei 2,8 Milliarden Euro. Der Anteil am Konzernumsatz hat sich damit um einen Prozentpunkt auf 19,3 Prozent erhöht. Durch Kontaktbeschränkungen und Lockdowns verlagerte sich das Geschäft verstärkt auf digitale Vertriebskanäle. Ob Onlineshop, Würth App oder E-Procurement-Lösungen: Würth blieb aufgrund der konsequenten Weiterverfolgung der Digitalisierungsstrategie und der finanziellen Stabilität auch während der Pandemie zuverlässiger Partner und Lieferant seiner Kunden. Der Bereich E-Business als Teil der Multi-Kanal-Strategie hat nochmals stark an Bedeutung gewonnen.

Das Betriebsergebnis liegt mit 775 Millionen Euro leicht über Vorjahresniveau (2019: 770 Millionen Euro). Dies ist in Anbetracht der weltweiten Pandemie-Situation ein sehr gutes Ergebnis. Strikte Kostendisziplin und relativ stabile Rohertragsmargen sind Gründe hierfür. Die Rendite blieb im Vergleich zum Vorjahr konstant bei 5,4 Prozent (2019: 5,4 Prozent). Zur Umsetzung der geplanten Strategien investiert die Würth-Gruppe nachhaltig in ihre unterschiedlichen Geschäftsbereiche und Märkte. Die Investitionsausgaben für immaterielle Vermögensgegenstände und Sachanlagen beliefen sich 2020 auf 473 Millionen Euro.

Die Würth-Gruppe hat trotz der Coronakrise keinen strukturellen Personalabbau vorgenommen, im Gegenteil: Die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist 2020 von 78.686 um 453 auf einen neuen Höchststand von 79.139 gestiegen. In Deutschland liegt die Anzahl der Beschäftigten bei 24.514, was einer Steigerung um 0,7 Prozent entspricht. Nach wie vor arbeiten die meisten Angestellten in Deutschland. Würth ist im Kern ein Vertriebsunternehmen. Einschließlich vertriebsnaher Bereiche haben fast 50.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter direkten Kundenkontakt, davon 33.176 im Außendienst.


  • Corona-Pandemie beeinflusst weltweit das Wachstum der Würth-Gruppe.
  • Deutschland weiterhin größter Einzelmarkt
  • Spanien profitiert von Unternehmenszukauf.

Der wichtigste Einzelmarkt der Würth-Gruppe ist Deutschland mit einem Umsatzanteil von 42,1 Prozent. Wenngleich die Wachstumsdynamik 2020 je nach Geschäftsbereich sehr unterschiedlich war, konnte in Summe mit einem Wachstum von 2,9 Prozent im Inland ein zufriedenstellendes Ergebnis erzielt werden. Außerhalb Deutschlands mussten die Gesellschaften einen Umsatzrückgang von 0,4 Prozent verzeichnen, was fast ausnahmslos auf die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen zurückzuführen ist und nahezu für alle Kontinente und Regionen gilt.

Die Dezentralität war immer eine Stärke der Würth-Gruppe. Im Jahr 2020 half uns die geografische Diversifizierung ganz besonders, denn die über 400 Gesellschaften in mehr als 80 Ländern waren in ganz unterschiedlichem Ausmaß von der Pandemielage betroffen. Die verhängten Lockdowns waren in unterschiedlicher zeitlicher Abfolge, Intensität und Länge und auch die Einordnung der Systemrelevanz unserer Geschäftsbereiche war regional verschieden. Temporär kam es zu Einschränkungen der Kundenbesuche durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Vertrieb, zu Schließungen von Niederlassungen und vereinzelt sogar zu Schließungen von Landesgesellschaften.

Umso mehr hat sich die seit Jahren verfolgte Multi-Kanal-Strategie bewährt. Neben dem Telefonvertrieb war die Fokussierung auf das E-Business-Geschäft elementarer Bestandteil unserer Vertriebsaktivitäten, um so die Nähe zum Kunden aufrechtzuerhalten und die Materialversorgung der Kunden sicherzustellen.

Im Geschäftsjahr 2020 wurde in Deutschland ein Umsatz von 6.073 Millionen Euro erzielt, was einer Steigerung von 2,9 Prozent entspricht (2019: 5.900 Millionen Euro). Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie ist dies eine sehr positive Entwicklung. Die deutschen Gesellschaften profitierten dabei von der guten Baukonjunktur sowohl im privaten als auch im öffentlichen Sektor sowie von der Stabilität der Geschäftsmodelle, die eine sehr schnelle Reaktion auf die Herausforderungen der beginnenden Coronakrise in Deutschland ab März, April 2020 ermöglichten. Besonders erfolgreich entwickelten sich die Gesellschaften des deutschen Elektrogroßhandels, allen voran die Fega & Schmitt Elektrogroßhandel GmbH mit einer zweistelligen Umsatzsteigerung, aber auch Gesellschaften aus dem Bereich Chemie zeigten eine erfreuliche Entwicklung. Von der Corona-Pandemie deutlich getroffen wurden Unternehmen, die den Automobil- und Maschinenbau direkt beliefern und die schon zuvor durch die sich in diesen Bereichen abschwächende Konjunktur belastet waren. So hat dies bei der Tochtergesellschaft Arnold Umformtechnik, einem Spezialisten für Verbindungstechnik im Automobilbau, zu einem Minus im Umsatz geführt. Auch unsere großen deutschen Werkzeughändler Hahn+Kolb, Sartorius und Hommel Hercules verzeichneten rückläufige Umsätze.

Umsatz Würth-Gruppe in Mio. EUR
Umsatz Würth-Gruppe in Mio. EUR

Demgegenüber steht die Entwicklung der Adolf Würth GmbH & Co. KG. 1945 gegründet ist sie die Keimzelle der Würth-Gruppe und feierte 2020 ihr 75-jähriges Firmenjubiläum. Am 14. Juli 1945 hat sie als Schraubengroßhandlung Adolf Würth ihre Tätigkeit in Künzelsau aufgenommen. Die Geschichte eines Weltkonzerns beginnt. Im vergangenen Geschäftsjahr haben ihre 7.477 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einen weiteren Meilenstein erreicht und einen Umsatz von 2.215 Millionen Euro inklusive konzerninterner Umsätze erwirtschaftet. Das entspricht einem Plus von 5,8 Prozent und liegt somit deutlich über dem Konzerndurchschnitt. Neben dem Außendienst und dem Vertriebsinnendienst sind die über 550 Niederlassungen ein Garant für die positive Entwicklung des Unternehmens. Auch in den Lockdownphasen in Deutschland waren sie aufgrund der Systemrelevanz durchgehend geöffnet und unsere Kunden konnten jederzeit ihren Sofortbedarf decken. Damit ist das Flaggschiff des Konzerns näher am Kunden als jeder Wettbewerber. Die Antwort auf Physical Distancing war ein erfolgreicher weiterer Ausbau des E-Business basierend auf der vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen den Beschäftigten im Außendienst und unseren Kunden. Professionalität nach innen und nach außen ist einer der Gründe für die hohe Profitabilität der Gesellschaft. Erstmals in der Geschichte der Würth-Gruppe ist es einer Gesellschaft gelungen, ein Betriebsergebnis von über 200 Millionen Euro zu erzielen.

Diese Ertragskraft ist auch Voraussetzung für Investitionen in zukunftsweisende Vertriebs-, Logistik- und Produktlösungen, z. B. den Bau des neuen Innovationszentrums, das auf dem Campus in Künzelsau entsteht.

Insgesamt steht Deutschland für ein Betriebsergebnis von 376 Millionen Euro (2019: 389 Millionen Euro) und ist damit die ertragreichste Region.

In Westeuropa sind viele etablierte Gesellschaften des Konzerns beheimatet, war doch diese Region Ausgangspunkt der Internationalisierung der Würth-Gruppe – einer der zentralen Erfolgsfaktoren des Konzerns. Der Umsatz war mit 1,1 Prozent auf 1.994 Millionen Euro nur geringfügig rückläufig. Die Region profitierte von der weiteren positiven Entwicklung der Gesellschaften in der Schweiz, allen voran die Schweizer Direktvertriebsgesellschaft, die nach einer Phase der Restrukturierung wieder Fahrt aufgenommen hat. Die Gesellschaften in Österreich konnten ihr Umsatzniveau aus dem Jahr 2019 halten. Frankreich ist das umsatzstärkste Land dieser Region mit einem Anteil von über 35 Prozent. Die dort ansässigen Gesellschaften konnten sich vergleichsweise gut in der Coronakrise behaupten. Trotz einer gesamtwirtschaftlich rückläufigen Entwicklung – auch mit komplettem Lockdown im Monat April und vielen Restriktionen im Mai – wurden sehr gute Erfolge im Bereich E-Business erzielt. Die strategische Ausrichtung auf die digitalen Kanäle wie Onlineshop, Würth App und E-Procurement führten zum Beispiel bei Würth Frankreich zu einem E-Business-Zuwachs von 29,1 Prozent. Auch Großbritannien gehört zur Region Westeuropa. Ob der Umsatzrückgang im Jahr 2020 von 7,6 Prozent in Landeswährung schon eine Folge des Brexits oder auf die Corana-Pandemie zurückzuführen ist, lässt sich nicht zur Gänze bewerten.

Amerika ist mit den beiden Ländern USA und Brasilien der am stärksten von der Corona-Pandemie betroffene Kontinent. Im Jahr 2020 infizierten sich allein in diesen beiden Ländern über 27 Millionen Menschen. Das private und öffentliche Leben wurde stark beeinträchtigt. Insbesondere die Umsatzeinbrüche der ersten Welle im April und Mai 2020 verhinderten eine bessere Entwicklung der Region, die in Summe einen Umsatzrückgang von 3,1 Prozent verzeichnete. Auch der starke Euro bremste das Umsatzwachstum. In Landeswährung gerechnet liegt die Region Amerika leicht über dem Vorjahresumsatz. Die USA als größter Einzelmarkt zeigte in den Geschäftsbereichen sehr unterschiedliche Entwicklungen. Gesellschaften, die stark in den Produktsegmenten persönliche Schutzausrüstung oder Chemie tätig sind, haben das Jahr deutlich besser abgeschlossen als Gesellschaften, die stark vom Industriesektor abhängen.

Die Würth-Gruppe weltweit

Ein weiteres beherrschendes Thema war im vergangenen Jahr der US-Wahlkampf, dessen Ausgang weit über die Landesgrenzen hinweg globale Auswirkungen hat. Die traditionelle Stütze der US-Wirtschaft, eine geringe Arbeitslosenquote, verlor im vergangenen Jahr an Stärke. Im Zuge der Krise haben Millionen Menschen in den USA ihre Jobs verloren. Auch für die Würth-Gruppe ist es von Bedeutung, dass der private Konsum in den USA wieder angekurbelt wird und Handelskonflikte weltweit eingedämmt werden.

Die Gesellschaften in Südamerika konnten durch ein starkes viertes Quartal 2020 das Jahr mit einem respektablen Umsatzwachstum in Lokalwährung von 10,1 Prozent abschließen.

Neben Deutschland ist Südeuropa die einzige Region, die ein Umsatzplus verzeichnen konnte. Das Wachstum von 4,6 Prozent war allerdings begünstigt durch die im Jahr 2019 getätigte Akquisition der Grupo Electro Stocks, S. L. U. mit Hauptsitz in Barcelona, Spanien. Seit jeher gehört zur Wachstumsstrategie des Konzerns, dass erfolgreiche Unternehmensbereiche durch gezielte Akquisitionen sinnvoll ergänzt werden. Um diese Akquisition bereinigt schlossen die südeuropäischen Gesellschaften das Geschäftsjahr 2020 mit einem Umsatzrückgang in Höhe von 4,2 Prozent ab. Was die absoluten Umsatzanteile anbelangt ist Italien das dominierende Land der Region Südeuropa, gefolgt von Spanien. In beiden Ländern waren die Auswirkungen der ersten Coronawelle in Europa besonders dramatisch. Schnelles, konsequentes Reagieren auf die absolute Ausnahmesituation unterstützt durch eine langjährige vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Kunden und Lieferanten ermöglichte der Würth-Gruppe eine unter diesen Voraussetzungen zufriedenstellende Jahresentwicklung. Um auch in Zukunft das Wachstum in der Region dynamisch voranzubringen, wurde die Anzahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter um 2,3 Prozent erhöht. Von den 12.774 Beschäftigten sind über 60 Prozent als Verkäuferinnen und Verkäufer tätig.

Umsatz Würth-Gruppe in Mio. EUR

Der Umsatz in Osteuropa war mit 3,1 Prozent rückläufig, in Landeswährung betrachtet liegt die Region auf Vorjahresniveau. Länder wie Estland, Ungarn oder auch Russland bewiesen darüber hinaus, dass auch in schwierigen Zeiten Wachstum möglich ist. In der Region sind über 8.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Würth-Gruppe tätig.

Die Gesellschaften der Region Skandinavien sind in ihrer Struktur relativ stabil über die vergangenen Jahre, was auch die Reife des Marktes widerspiegelt. Diese Stabilität zeigte sich auch im Jahr 2020 mit einem nur geringfügigen Umsatzrückgang von 0,3 Prozent. Mit Würth Finnland ist hier eines der Vorzeigeunternehmen der Würth-Gruppe beheimatet. Nach über vier Jahrzehnten operativer Tätigkeit besticht die Gesellschaft nachhaltig durch eine hervorragende Marktdurchdringung und hohe Profitabilität. Würth Finnland stand auch Pate für die Verbreitung des erfolgreichen Vertriebskonzepts „Niederlassungen“ innerhalb der Würth-Linie. Die Gesellschaft hat zwischenzeitlich 189 Niederlassungen, davon kamen vier innerhalb der letzten 12 Monate hinzu.

Asien, Afrika und Ozeanien spielen in der Würth-Gruppe derzeit noch eine untergeordnete Rolle. Der Umsatzanteil ist seit Jahren stabil auf einem Niveau von unter fünf Prozent.

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Regionen der Würth-Gruppe

Die Divisionen der Würth-Linie

Im Zentrum der Geschäftstätigkeit der Würth-Linie steht der Handel mit Montage- und Befestigungsmaterial für Kunden aus den Bereichen Handwerk und Industrie. Innerhalb der Würth-Linie sind die operativen Geschäftseinheiten in die Divisionen Metall, Auto, Industrie, Holz und Bau aufgeteilt.

Umsatzanteile der Divisionen am Gesamtumsatz der Würth-Gruppe

Division Metall

Die Division Metall bietet ihren Kunden innovative Lösungen, um sie damit sowohl heute als auch in Zukunft in deren täglicher Arbeit zu unterstützen. Durch unsere Kernkompetenz, den Direktvertrieb, sowie unsere Abholshops und die vielfältigen Online-Bestellmöglichkeiten bieten wir unseren Kunden beste Beratung und für jeden passende Möglichkeiten in der Beschaffung und Bereitstellung unserer Produkte.

Vertriebszweig Metall

In diesem Bereich werden Kunden der Metall be- und verarbeitenden Branchen bedient. Zu den größten Abnehmern zählen Metall- und Stahlbauer, Schlossereibetriebe sowie Maschinen- und Fahrzeugbauer.

Vertriebszweig Haustechnik

Im Fokus stehen vor allem Betriebe der Branchen Elektro-, Gas-, Heizungs- und Wasserinstallationen sowie Klima- und Lüftungsanlagenbauer.

Vertriebszweig Betriebswerkstätten

Dieser Vertriebszweig bedient Kunden mit innerbetrieblichen Reparaturwerkstätten aus vielen unterschiedlichen Branchen wie Industrieunternehmen, Hotels, Einkaufszentren, Flughäfen und Krankenhäusern.

Division Metall

Division Auto

Wesentliche Erfolgsfaktoren für die Division Auto sind die Nähe zum Kunden, ein vollumfängliches Produktsortiment auf höchstem Qualitätsniveau sowie Systeme und Services, welche die Abläufe der Kunden erleichtern und optimieren. In ergänzenden Kompetenzfeldern wie dem Bereich Spezialwerkzeuge unterstützen wir die Kunden bei den sich rapide verändernden Anforderungen des Automobil- und Nutzfahrzeugmarkts. Darüber hinaus bieten wir Lösungen für alternative Antriebssysteme und die zunehmende Digitalisierung im Automotive Aftersales.

Vertriebszweig Pkw

Die Kunden des Vertriebszweigs Pkw sind Fahrzeughersteller, Betriebe des markengebundenen und freien Kfz-Handwerks, Kunden mit großen Fahrzeugflotten, Betriebe aus den Bereichen Karosserie, Fahrzeugaufbereitung, Reifenwechsel sowie aus dem Zweiradsegment.

Vertriebszweig Cargo / Nutzfahrzeuge

Die Kunden dieses Vertriebszweigs sind Nutzfahrzeug-Vertragswerkstätten, freie Nutzfahrzeug-Reparaturwerkstätten, Bau- und Landmaschinen-Reparaturbetriebe, Transport- und Logistikunternehmen, Busbetriebe, Reparatur- und Verleihbetriebe von Arbeitsbühnen und Flurförderfahrzeugen, öffentliche, kommunale Ver- und Entsorgungsbetriebe sowie Land- und Forstwirtschaftsbetriebe.

Division Auto

Division Industrie

Die Gesellschaften der Division Industrie sind spezialisierte Unternehmen mit einem Vollsortiment an Montage- und Verbindungsmaterial für die industrielle Produktion, Instandhaltung und Wartung. Neben diesem umfangreichen Standardsortiment liegt die Stärke der Division in kundenindividuellen, logistischen und dispositiven Versorgungs- und Dienstleistungskonzepten sowie in der technischen Beratung.

In der Division Industrie sorgt die innovative Weiterentwicklung der Beschaffungs- und Logistiksysteme dafür, dass die Bevorratung und Nachbestückung der Würth Produkte für den produzierenden Kunden vollautomatisiert und noch systembasierter abgewickelt werden. Ein wichtiger Schwerpunkt dabei bleibt die maximale Sicherheit in der Versorgung mit C-Teilen direkt am Verbrauchsort, im Lager und am Arbeitsplatz. Hierbei werden alle Lösungen unter den ganzheitlichen Ansatz der Produktions- und Betriebsmittelversorgung gestellt. Nach wie vor steht der Ausbau der digitalen Prozesse und Vertriebswege im Mittelpunkt.

Strategischer Fokus ist weiterhin die persönliche Kundenbetreuung vor Ort durch ein weltweites Netzwerk von Gesellschaften und damit ein international einheitlich hohes Niveau bei Qualität, Produkt und Prozess.

Division Industrie

Division Holz

Die Division Holz unterstützt ihre Kunden des gesamten Holz be- und verarbeitenden Handwerks mit einem passgenauen Produktportfolio sowie spezifischen Anwendungslösungen. Das Sortiment umfasst Holzschrauben, Beschläge, chemisch-technische Artikel sowie Materialbearbeitungs- und Baukörperanschlussprodukte.

Dank hoher Fachkompetenz und ganzheitlicher Vertriebslösungen bieten wir unseren Kunden nicht nur auf ihre Bedürfnisse perfekt abgestimmte Produkte. Wir verstehen uns auch als persönlicher Berater, der seinen Kunden von den ersten Plänen bis zur Fertigstellung zur Seite steht.

Dabei trägt die Division Holz den aktuellen Trends der Branche Rechnung: Der Online-Konfigurator WÜDESTO bietet bereits heute in Deutschland und Österreich die Möglichkeit, individuelle Möbelelemente zu erstellen sowie maßgenaue Halbfertigteile zu bestellen.

Division Industrie

Division Bau

Ziel der Division Bau ist es, regional, national und international tätigen Unternehmen der Baubranche weltweit möglichst einheitliche Produkte und Serviceleistungen auf Topniveau zu bieten. Optimale Anlaufstelle für die Deckung von Sofortbedarf bieten die Niederlassungen. Der Verkäufer ist ständiger Ansprechpartner auf der Baustelle. Er übernimmt im Rahmen des Projektgeschäfts die Rolle des Prozessoptimierers für die großen, am Roh- und haustechnischen Ausbau beteiligten Gewerke.

Die Division Bau fasst alle Vertriebseinheiten zusammen, deren Aufgabe die Betreuung der Kunden im Bauhaupt- und Baunebengewerbe ist. Der Schwerpunkt der Marktbearbeitung liegt bei Bauunternehmen, der technischen Gebäudeausrüstung, dem Dach- und Holzbau, bei Ausbau- und Fassadenspezialisten sowie in der Direktbelieferung von Baustellen. Hier kommen zudem kundenindividuelle Service- und Logistiklösungen zum Einsatz wie zum Beispiel mit Produkten bestückte Materiallager direkt auf der Baustelle. Strategische Zielgruppen wie Bauherren, Planungs-, Architektur- und Projektleitungsbüros rücken immer mehr in den Fokus.

Division Industrie
Umsatz Divisionen in Mio. EUR
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Außendienst Divisionen

Die Geschäftseinheiten der Allied Companies

Die Gesellschaften der Allied Companies grenzen an das Kerngeschäft des Konzerns an oder bearbeiten diversifizierte Geschäftsbereiche und ergänzen das Portfolio der Würth-Gruppe. Sie sind in neun strategische Geschäftseinheiten aufgeteilt und bis auf wenige Produktionsunternehmen in der Mehrzahl Handelsunternehmen in verwandten Geschäftsfeldern.

Umsatzanteile der Geschäftseinheiten der Allied companies am Gesamtumsatz der Würth-Gruppe

Elektrogroßhandel

Die Geschäftstätigkeit dieser Unternehmen umfasst den Handel mit Produkten und Systemen aus den Bereichen Elektroinstallation, Industrieautomatisierung, Kabel und Leitungen, Werkzeuge, Daten- und Netzwerktechnik, Leuchten und Leuchtmittel, Haushaltsgeräte und Multimediaartikel sowie Elektrohauswärmetechnik und regenerative Energieerzeugung. Die Handelstätigkeit wird ergänzt durch umfassende Beratungs- und Dienstleistungsangebote und richtet sich an professionelle Kunden aus Handwerk, Industrie und Handel.

  • Elektrogroßhandel profitiert in Zeiten der Corona-Pandemie: Sichere Stromversorgung gilt als „systemrelevant“.
  • Wachstum über der Marktentwicklung: Elektrogroßhandel erzielt 2020 erstmals über 2,0 Milliarden Euro Umsatz.
  • mehr als 5.600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
  • zweistelliges Umsatzwachstum im deutschen Markt
  • Italien und Spanien besonders hart von der Corona-Pandemie betroffen, dank Systemrelevanz vergleichsweise geringe Einschränkungen unserer Gesellschaften und zufriedenstellende Entwicklungen
  • Pandemie treibt stark wachsendes E-Commerce-Geschäft nochmals deutlich.
  • Frühzeitige Bevorratung der Produkte und umfangreiche Corona-Vorsichtsmaßnahmen ermöglichen vollumfängliche Belieferung der Kunden während der Pandemie.
Elektrogroßhandel
Anteil am Gesamtumsatz
Umsatz/Mitarbeiter

Elektronik

Die Geschäftseinheit Elektronik produziert und vertreibt elektronische Komponenten wie Leiterplatten, elektronische Bauteile, elektromechanische Elemente und komplette Systembaugruppen aus intelligenten Power- und Steuerungssystemen.

  • trotz herausfordernder Corona-Pandemie insgesamt erfolgreiches Jahr
  • Fokus auf digitalen Vertriebslösungen, Messen und Produktlandschaften
  • Platz 2 bei der Leserwahl der Fachzeitschrift ELEKTRONIK zum Produkt des Jahres für die Würth Elektronik eiSos WE-LAN AQ (vollautomatisch hergestellter LAN-Übertrager mit innovativer Spulenwickeltechnik)
  • Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie bestätigt Würth Elektronik CBT führenden Platz 1 unter Europas Leiterplatten-Herstellern.
  • Würth Elektronik eiSos setzt bei Verpackungsmaterialien auf nachhaltigere Alternativen wie Füllmaterial und Klebeband auf Recyclingpapierbasis.
  • erfolgreiche Strukturanpassung des Würth Elektronik CBT Werks Schopfheim zur Sicherung der künftigen Wettbewerbsfähigkeit
  • Umzug Wurth Electronics ICS USA an neuen Firmenstandort in Miamisburg, Ohio mit Verdopplung der Produktionsfläche
Elektronik
Elektronik
Umsatz/Mitarbeiter

Produktion

Das Spektrum in dieser Geschäftseinheit umfasst die Produktion von Kaltformteilen, Umform- und Stanzwerkzeugen, einer Vielzahl von Verbindungselementen und Befestigungssystemen, Möbelbeschlägen, Sortiments- und Lagerkästen aus Kunststoff sowie Betriebs- und Fahrzeugeinrichtungen. Beliefert werden unter anderem Kunden in der Baubranche, der Automobilindustrie, Hersteller von Küchen und Haushaltsgeräten sowie Großhändler.

  • Automobilbereich litt stark unter Pandemie, sonst nur geringe oder keine Einbußen, obgleich Wachstumsziele nicht erreicht wurden.
  • Inbetriebnahme neuer Produktionshalle bei SWG Schraubenwerk Gaisbach: Dachtragwerk aus Baubuche gilt als wegweisendes Pionierprojekt.
  • Fertigstellung der Produktionshalle mit 13.000 m² Nutzfläche der Arnold Umformtechnik, um Arbeitsabläufe zu beschleunigen und die Bereiche Fastening Systems und System-Entwicklung an einem Ort zu vereinen
  • FELO erweitert nutzbare Fläche um 1.600 m² durch Erweiterungsbau.
  • erfolgreiche Zusammenführung der Grass-Lager durch Fertigstellung des Lagerneubaus in Hohenems
  • Weiterentwicklung Vionaro Schubkasten-System: Grass erweitert Sortiment um 8-Millimeter-Stahlzarge Slim Line Drawer.
Produktion
Anteil am Gesamtumsatz
Umsatz/Mitarbeiter

RECA Group

Die Unternehmen der RECA Group beliefern die Industrie und im Direktvertrieb Kunden des Bau-, Holz-, Metall- und Kfz-Handwerks sowie des Bereichs Cargo in 19 europäischen Ländern mit Werkzeugen, Montage- und Befestigungsmaterial sowie C-Teilen. Spezialisten für Arbeitskleidung, Werbemittel und Fahrzeugausstattung ergänzen das Unternehmensportfolio.

  • Industriegeschäft mit rückläufigem Umsatz, dort Einflüsse der Corona-Pandemie deutlich stärker als im Handwerk, das ein leichtes Wachstum verzeichnete
  • Fokus auf Dienstleistungen, die den Kunden bei der Reduzierung der Beschaffungskosten für Kleinteile unterstützen wie z. B. KANBAN- und RFID-gestützte Lagersysteme, das SECO®-Regalbewirtschaftungssystem (Service-Concept) für Handwerkskunden, Regal- und Automatenlösungen für direkte Warenentnahme und automatisierte Nachbestellung
  • Erweiterung Zentrallogistik in Wels, Österreich, um die Wachstums-Aktivitäten der nächsten Jahre auch logistisch abzusichern (Lieferfähigkeit, Servicegrad)
  • weiterhin gute Zukunftsperspektive durch Kombination der digitalen Vertriebssysteme mit der Kundenbetreuung durch den Außendienst vor Ort und per Telefon
  • Markterschließung durch Umsetzen eines Handelspartnerkonzepts in Ländern mit Schwerpunkt Europa, in denen die RECA Group bis dato nicht aktiv war
RECA Group
Anteil am Gesamtumsatz
Umsatz/Mitarbeiter

Handel

Die Unternehmen dieser Geschäftseinheit vertreiben Installations-, Sanitär-, Befestigungs- und Montagematerial, Artikel für den Gartenbereich, Elektro- und Handwerkzeuge. Auch Möbelbeschläge für den Fachmarkt und -handel sowie Produkte für Bau- und Heimwerkermärkte und Discounter zählen zum Sortiment.

  • Das Ausnahmejahr 2020 konnte trotz Umsatzeinbruch im April durch den pandemiebedingten Boom im Bereich der Bau- und Heimwerkermärkte positiv abgeschlossen werden.
  • Ausbau E-Commerce und Digitalisierung
  • Investitionen in IT-Infrastruktur und Zukunftstechnologien wie elektronische Regaletiketten
  • Find-it-Regal: neu entwickelte All-in-one-Solution für den stationären Einzelhandel zur elektronisch gesteuerten Produktfindung im Regal
  • Verstärkung Social-Media-Präsenz mit eigenen Firmenblogs sowie Nutzung neuer Plattformen
  • Reduzierung der Verpackungsvielfalt unter Aspekten der Nachhaltigkeit sowie Einhaltung höchster Umwelt- und Sicherheitsstandards nach Kundenvorgaben
  • bedarfsgerechte und am Kundenwunsch ausgerichtete Sonderlösungen
  • Kundensegmentierung zur optimalen und zielgerichteten Kundenbetreuung
Handel
Anteil am Gesamtumsatz
Umsatz/Mitarbeiter

Chemie

Die Unternehmen der Geschäftseinheit Chemie sind in der Entwicklung und Herstellung sowie im Vertrieb chemischer Produkte für die Bereiche Automotive, Industrie und Kosmetik tätig. Sie vertreiben sowohl ihre eigenen Marken als auch Private-Label-Produkte und sind als Innovationsspezialisten und Know-how-Träger in ihren Nischen anerkannt.

  • TUNAP Group: positive Umsatzentwicklung über Desinfektionsmittelprodukte
  • AP Winner China: neue nachhaltige, antibakterielle und VOC-reduzierte/-freie Reiniger in neuartiger, nachfüllbarer Sprühflasche: Sprühverhalten vergleichbar einer Aerosoldose, aber ohne Treibgase
  • Relaunch der Marke Dinitrol (Korrosionsschutz, Dicht- und Klebstoffe) in Deutschland
  • verstärkter Fokus auf Kostenstrukturen
  • Forcierung der Digitalisierung in den Gesellschaften durch Ausbau von Webinaren
Chemie
Anteil am Gesamtumsatz
Umsatz/Mitarbeiter

Werkzeuge

Die Werkzeuggesellschaften beliefern Kunden aus der Metall be- und verarbeitenden Industrie, insbesondere dem Maschinen- und Anlagenbau sowie aus der Automobil- und Automobilzuliefererindustrie. Das Produktsortiment erstreckt sich über die Produktbereiche Bohren, Fräsen, Drehen, Spannen, Schleifen, Mess- und Prüftechnik, Handwerkzeuge, Betriebseinrichtung, Maschinen und persönliche Schutzausrüstung.

  • Coronakrise sorgte für eine weitere Verschärfung der wirtschaftlichen Situation bei den Kunden aus dem Maschinen- und Anlagenbau sowie der Automobilindustrie
  • Restrukturierungsmaßnahmen aufgrund des starken Umsatzrückgangs von 11,7 Prozent im Jahr 2020
  • Ausbau des E-Business-Geschäfts durch Forcierung von Webshop, EDI-Anbindung sowie elektronischen Katalogen
  • weiteres Ausrollen von SAP- und Webshopsystemen in den Auslandsgesellschaften ab 2021
  • Ausbau der Datenstruktur von 2D- und 3D-Werkzeugdaten für die Prozessdigitalisierung in der Produktion unserer Kunden
  • Fokus auf Kundengewinnung in den Branchen Medizin, Lebensmittelindustrie, Transport und Logistik, Energie und Umwelt, Bauunternehmen sowie Freizeitmobile
Werkzeuge
Anteil am Gesamtumsatz
Umsatz/Mitarbeiter

Schrauben und Normteile

Die Edelstahlgesellschaften sind Produktspezialisten mit Belieferungskonzepten für Industrie und Handel. Schwerpunkt der Geschäftstätigkeit ist der Handel mit rostfreien Verbindungselementen, insbesondere mit DIN- und Normteilen. Die Hydraulikgesellschaften sind spezialisiert auf den Handel mit hydraulischer Verbindungstechnik und den Service dafür.

  • Coronabedingter Umsatzrückgang im April und Mai konnte im weiteren Jahresverlauf nahezu kompensiert werden.
  • Fokus auf Telefonmarketing bei den Edelstahlgesellschaften für intensiveren Kundenkontakt
  • Der Service-Umsatz der Hydraulikgesellschaften zeigte sich im schwierigen Jahr 2020 widerstandsfähig und ging im Vergleich zum Vorjahr nur leicht zurück. Im letzten Quartal konnte wieder ein Wachstum verzeichnet werden.
  • Der Großhandelsbereich musste einen konjunktur- und pandemiebedingten Umsatzrückgang im hohen einstelligen Bereich hinnehmen.
  • System-Update zur Unterstützung der weiteren Prozessdigitalisierung wie EDI-Anbindungen
  • Integration des E-Shops in ein CRM-Modul im Vertrieb zur optimalen Kundenbetreuung in Vorbereitung
Schrauben und Normteile
Anteil am Gesamtumsatz
Umsatz/Mitarbeiter

Finanzdienstleistungen

Neben dem klassischen Schraubengeschäft hat sich die Würth-Gruppe auch auf Finanzdienstleistungen für Geschäfts- und Privatkunden spezialisiert. Zu den angebotenen Dienstleistungen gehören Finanzierungen, Leasing, Altersvorsorge, Sach- und Personenversicherungen sowie Vermögensverwaltung.

  • IBB Internationales Bankhaus Bodensee AG: erneut positive Ertragsentwicklung
  • Leasinggesellschaften mit uneinheitlicher Entwicklung aufgrund der Corona-Pandemie: in der Schweiz und in Dänemark kaum spürbare Auswirkungen auf Neugeschäftsvolumen, Deutschland stark von Entwicklung der Schwerpunktbranchen Maschinenbau und Automobil betroffen
  • Waldenburger Versicherung: erneut verbessertes Ergebnis durch marktüberdurchschnittliches Beitragswachstum und gute Schadenquote
  • weitere Investitionen in Digitalisierung, Vertrieb und Personal stellen Zukunftsfähigkeit sicher
  • Würth Financial Services: Umsatzrekord trotz Corona-Pandemie
  • erfolgreiche Integration der Optima Versicherungsbroker AG zur Stärkung der Marktposition in der Schweiz
Finanzdienstleistungen
Anteil am Gesamtumsatz
Umsatz/Mitarbeiter

  • Betriebsergebnis leicht über Vorjahresniveau
  • Cashflow deutlich gesteigert
  • Eigenkapitalquote bei 43,8 Prozent

Mit 775 Millionen Euro liegt das Betriebsergebnis der Würth-Gruppe leicht über dem Vorjahresniveau. Aufgrund des proportionalen Anstiegs im Vergleich zum Umsatz blieb die Rendite konstant bei 5,4 Prozent (2019: 5,4 Prozent). Das Betriebsergebnis errechnen wir als das Ergebnis vor Ertragsteuern, vor Abschreibungen auf Firmenwerte und Finanzanlagen, vor ergebniswirksamer Vereinnahmung negativer Unterschiedsbeträge, vor ergebniswirksamer Anpassung von Kaufpreisverbindlichkeiten aus Akquisitionen sowie vor ergebniswirksamen Veränderungen der Minderheitsanteile, die als Fremdkapital ausgewiesen sind.

Auch im Geschäftsjahr 2020 wirkte sich die große Abhängigkeit von der Automobilindustrie bzw. vom Maschinenbau in Deutschland negativ aus. So reduzierte sich hier das Betriebsergebnis um 3,3 Prozent auf 376 Millionen Euro (2019: 389 Millionen Euro). Die rückläufigen Entwicklungen in den aufgeführten Bereichen führten zu Ergebnisbelastungen bei den Gesellschaften des Werkzeughandels, der Würth Elektronik Gruppe sowie einzelnen Produktionsunternehmen. Der Anteil der deutschen Gesellschaften am Gesamtergebnis des Konzerns sank damit auf 48,5 Prozent, die Umsatzrendite beträgt 6,2 Prozent (2019: 6,6 Prozent). Mit einem Betriebsergebnis von erstmals über 200 Millionen Euro leistete die Adolf Würth GmbH & Co. KG den mit Abstand größten Ergebnisbeitrag einer einzelnen Gesellschaft. Weitere Leistungsträger in Deutschland sind z. B. die Gesellschaften Würth Elektronik eiSos, Reca Norm und Fega & Schmitt Elektrogroßhandel.

In der Vergangenheit ergriffene Restrukturierungsmaßnahmen in etablierten Gesellschaften wie zum Bespiel dem Beschlägebereich oder auch der Würth-Linie zeigten im Geschäftsjahr 2020 eine positive Wirkung. Dies in Verbindung mit einer schnellen und effizienten Reaktion auf die durch COVID-19 hervorgerufenen neuen Herausforderungen führte dazu, dass die Gesellschaften außerhalb Deutschlands ein Betriebsergebnis von insgesamt 399 Millionen Euro (2019: 381 Millionen Euro) erzielten. Das entspricht einem Anstieg von 4,7 Prozent. Berücksichtigt man die Tatsache, dass deutlich mehr Gesellschaften außerhalb Deutschlands von Betriebsschließungen aufgrund von Corona-Lockdowns betroffen waren, so ist das eine sehr erfreuliche Entwicklung. Nicht zufriedenstellende Geschäftsverläufe bei einzelnen Industriegesellschaften in den USA verhinderten einen noch deutlicheren Betriebsergebnisanstieg. Schwierig ist auch nach wie vor die Situation in Großbritannien durch die Unsicherheiten rund um das Thema Brexit. Wir sehen jedoch weder im abgelaufenen Jahr 2020 noch im Jahr 2021 nennenswerte Auswirkungen des Brexits auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der Würth-Gruppe.

Betriebsergebnis vor Steuern

Die Materialaufwandsquote liegt mit 50,4 Prozent leicht über dem Vorjahresniveau (2019: 50,1 Prozent). Ein veränderter Umsatzmix ist die wesentliche Ursache für diese Erhöhung. Die sonstigen betrieblichen Erträge liegen mit 110 Millionen Euro auf Vorjahresniveau (2019: 108 Millionen Euro).

Ende Dezember 2020 beschäftigte die Würth-Gruppe 79.139 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Kontakt von Mensch zu Mensch ist die Stärke unseres Direktvertriebs auch und gerade in Zeiten der Corona-Pandemie. Der Außendienst arbeitet eng mit unserem schlagkräftigen Innendienst zusammen. Bedingt durch temporär eingeschränkte persönliche Vor-Ort-Termine war die telefonische Beratung in den Vordergrund gerückt. Um immer für die Kunden erreichbar und insbesondere nach den Lockdowns wieder mit voller Kapazität am Markt zu sein, hat sich die Würth-Gruppe bewusst gegen strukturelle Personalanpassungen ausgesprochen. Der Rückgang der Beschäftigten im Außendienst um 193 ist geringfügig und lediglich auf die üblichen Fluktuationen zurückzuführen.

Der Anstieg im Innendienst betrug 1,4 Prozent, was einem Zuwachs von 646 Beschäftigten entspricht. Die Personalaufwandsquote lag mit 26,7 Prozent leicht unter dem Vorjahr (2019: 27,0 Prozent). Dies ist darauf zurückzuführen, dass im Rahmen der Corona-Pandemie in verschiedenen Ländern auf staatliche Unterstützungsmaßnahmen zurückgegriffen werden konnte, die zu einer teilweisen Entlastung der Personalaufwendungen führten.

Die Abschreibungen haben sich im Vergleich zum Vorjahr erhöht und lagen 2020 bei 779 Millionen Euro (2019: 721 Millionen Euro). Darin enthalten sind Wertminderungsaufwendungen für Geschäfts- oder Firmenwerte, Kundenstämme und Sachanlagen in Höhe von 84,3 Millionen Euro, die im Wesentlichen im Bereich der US-Industriegesellschaften und der Elektronik Gruppe angefallen sind. Die planmäßigen Abschreibungen erhöhten sich im Vergleich zum Vorjahr um 6,6 Prozent.

Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen reduzierten sich im Vergleich zum Vorjahr um 4,2 Prozent. Die Quote liegt mit 12,4 Prozent unter dem Vorjahr (2019: 13,1 Prozent). Dieser Rückgang ist hauptsächlich auf Einsparungen bei den Konferenz-, Reise- und sonstigen Mobilitätskosten in Höhe von rund 100 Millionen Euro zurückzuführen. Coronabedingte Reisebeschränkungen reduzierten die weltweite Mobilität deutlich.

Die Steuerquote erhöhte sich im Geschäftsjahr 2020 auf 19,9 Prozent (2019: 18,8 Prozent). Ein wesentlicher Grund ist, dass im Geschäftsjahr 2020 Gewinne vermehrt in Ländern erzielt wurden, die höhere Steuersätze aufweisen und sich deshalb die theoretische wie auch die tatsächliche Steuerquote erhöht haben. Zur detaillierten Analyse verweisen wir auf [10] „Ertragsteuern“ im Abschnitt G. Erläuterungen zur Konzern-Gewinn-und-Verlust-Rechnung im Konzern-Anhang.

Im vergangenen Geschäftsjahr erzielte die Würth-Gruppe mit einem Umsatz von 14,4 Milliarden Euro trotz der weltweiten Pandemielage einen neuen Rekordwert. Das Betriebsergebnis konnte durch ein stringentes Kostenmanagement leicht gesteigert werden. Die Würth-Gruppe schloss das Geschäftsjahr mit einem Betriebsergebnis in Höhe von 775 Millionen Euro ab. Der Jahresüberschuss erhöhte sich auf 604 Millionen Euro. Die Kennzahl Rohertrag, den wir als Umsatz minus Wareneinsatz errechnen, stand aufgrund der Entwicklung auf den weltweiten Beschaffungsmärkten unter Druck. Im Gegensatz dazu verbesserten sich die Fluktuation und die Umsatzproduktivität im Vergleich zu den Vorjahren überdurchschnittlich. 2020 war ein außergewöhnliches Jahr. Der Ausbruch der ersten COVID-19-Welle im März 2020 in der westlichen Welt führte im April zu einem historischen Umsatzrückgang der Würth-Gruppe von über 20 Prozent. Die daraus abgeleiteten Szenarien für das Gesamtjahr 2020 sahen zweistellige Umsatzeinbrüche vor. Vor diesem Hintergrund ist die Konzernführung mit dem Umsatzwachstum von 1,0 Prozent sehr zufrieden. Auch beim Betriebsergebnis wurden die Erwartungen mehr als erfüllt, berücksichtigt man die Pandemie-Situation im vergangenen Jahr.

Investitionen/Cashflow aus operativer Tätigkeit

Investitionen und Cashflow

Wachstum gehört untrennbar zum Selbstverständnis der Würth-Gruppe. Wachstum durch Erschließen neuer Märkte und Wachstum in bestehenden Märkten setzt optimale Rahmenbedingungen voraus. Die Würth-Gruppe schafft diese unter anderem durch nachhaltige Investitionen. In den vergangenen zehn Jahren hat der Konzern über 5,0 Milliarden Euro in immaterielle Vermögensgegenstände und Sachanlagen investiert. Im Jahr 2020 wurden die weltweiten Konjunkturprognosen mit dem Auftreten des Coronavirus ab März deutlich nach unten korrigiert und die wirtschaftliche Entwicklung war auch für die Würth-Gruppe schwer prognostizierbar. Nichtsdestotrotz hat der Konzern an geplanten und auch teilweise bereits begonnenen Investitionsprojekten festgehalten und im vergangenen Geschäftsjahr Investitionen (ohne Nutzungsrechte nach IFRS 16) in Höhe von insgesamt 473 Millionen Euro (2019: 705 Millionen Euro) getätigt, was einem Rückgang von 32,9 Prozent entspricht. Dies ist darauf zurückzuführen, dass geplante Investitionsprojekte, die nicht in direktem Zusammenhang mit einem Aufbau der Vertriebskapazitäten standen oder die Leistungserbringung der Produktionsgesellschaften optimieren und erweitern sollten, gestrichen, gekürzt oder ins Folgejahr verschoben wurden.

Insgesamt lag der Schwerpunkt 2020 auf dem Ausbau von IT-Infrastruktur und Lagerkapazitäten für unsere Vertriebsgesellschaften sowie in den Bereichen Produktionsgebäude, technische Anlagen und Maschinen für unsere Produktionsgesellschaften.

Die größte Investition in ihrer Firmengeschichte tätigte die Kellner & Kunz AG, Österreich mit der Erweiterung der Zentrallogistik in Wels. Das Handelsunternehmen ist Experte für den Vertrieb von Schrauben, Werkzeugen, DIN- und Normteilen sowie Dienstleistungssystemen im C-Teile-Management und hat rund 120.000 Qualitätsprodukte im Programm. Die Planungsphase für die Logistikerweiterung begann bereits 2016 und die Inbetriebnahme wurde Ende 2020 erfolgreich finalisiert. Diese Logistikerweiterung besteht aus einem automatischen Kleinteilelager mit 200.000 Behälter-Stellplätzen, einem Paletten-Hochregallager mit 15.400 Paletten-Stellplätzen sowie einem Logistik-Funktionsbau aus insgesamt vier Ebenen, in dem unter anderem auch ein Shuttle-System mit 16.000 Stellplätzen realisiert wurde. Gesamt über alle Geschosse wurden durch diese Erweiterung 18.000 Quadratmeter Logistikfläche hinzugewonnen. Das Investitionsvolumen belief sich auf rund 48,8 Millionen Euro.

Auch bei der IVT GmbH & Co. KG in Rohr bei Nürnberg wurde die Logistik erweitert. Der erste Bauabschnitt wurde im Herbst 2020 fertiggestellt. Insgesamt steht ein Baugrund von 25.000 Quadratmetern zur Verfügung, worauf zunächst 500 weitere Stellplätze in Form eines Paletten-Hochregallagers sowie ein Blocklager mit einer Fläche von 1.200 Quadratmetern geschaffen wurden. Durch den erweiterten Logistiktrakt ist nun die bundesweite Kundenbelieferung mit dem neuem IVT-Edelstahl-Rohrsystem innerhalb von 24 Stunden möglich. Der zweite Bauabschnitt sieht eine Erweiterung der Gesamtnutzfläche für Produktion und Logistik auf 7.000 Quadratmeter vor und soll bis Ende 2024 umgesetzt werden. Das Investitionsvolumen für beide Bauabschnitte beläuft sich auf rund 15 Millionen Euro.

Neben den Unternehmen der Allied Companies investierten auch die Gesellschaften der Würth-Linie kräftig in den Ausbau der Vertriebsaktivitäten. Beispielsweise setzte Würth Finnland durch den Bau von vier neuen Niederlassungen die erfolgreiche Niederlassungsstrategie weiter fort. Der Umsatzanteil der Niederlassungen liegt dort zwischenzeitlich bei fast 50 Prozent. In Summe verfügt die Gesellschaft nun über 189 Standorte, an denen die Kunden ihren Sofortbedarf decken können. Das Gesamtinvestitionsvolumen zum Ausbau des Niederlassungsnetzes belief sich bei Würth Finnland im Jahr 2020 auf 5,7 Millionen Euro.

Trotz Krise intensiviert der Konzern seine Innovationsstrategie wie geplant: Im März 2019 war am Standort Künzelsau Spatenstich für den Bau des Innovationszentrums, das 2022 eröffnet werden soll. Das Investitionsvolumen beläuft sich auf rund 70 Millionen Euro. Auf 15.000 Quadratmetern entstehen moderne Labore und Werkstätten. Eine Klimakammer, neueste 3D-Drucker sowie Seismik-Prüfstände für die Dübeltechnik bieten vielfältige Möglichkeiten, um die interne Forschung nachhaltig zu stärken und voranzutreiben.

Zusätzlich zu den Investitionen in Produktions- und Lagerflächen haben wir wie auch in den vergangenen Jahren in unser Lagermanagementsystem ORSY® investiert, das unseren Kunden eine bedarfsgerechte Lagerung und Bereitstellung verschiedener Ge- und Verbrauchsartikel bietet.

Insgesamt entfielen mit 245 Millionen Euro 51,8 Prozent des Investitionsvolumens auf Deutschland, was Ausdruck der nach wie vor großen Bedeutung des Heimatmarkts für die Würth-Gruppe ist.

Durch ein effizientes Investitionscontrolling mit ausgefeilten Erfassungs- und Auswertungsmöglichkeiten ist die Konzernführung jederzeit in der Lage, auf sich ändernde Rahmenbedingungen schnell zu reagieren. 2020 war beispielsweise eine Maßnahme des Krisenmanagements, die Grenzen für die Freigabe von Investitionsbeträgen enger zu setzen. Dabei stand die Aufrechterhaltung der Stabilität und Liquidität der Würth-Gruppe im Vordergrund. Es gab keine pauschalen Investitionskürzungen, sodass sichergestellt werden konnte, dass notwendige Investitionen wie z. B. in den Ausbau zusätzlicher Vertriebskapazitäten weiterhin stattfinden.

Mithilfe aller Maßnahmen haben wir 2020 erneut unser Ziel erreicht, die Investitionen in immaterielle Vermögensgegenstände und Sachanlagen vollständig aus dem operativen Cashflow zu finanzieren, der bei 1.600 Millionen Euro (2019: 1.123 Millionen Euro) und damit 42,5 Prozent über dem Vorjahr lag. Wesentlicher Grund für den starken Zuwachs bei gleichbleibendem Ergebnis sind die gestiegenen Abschreibungen, die gestiegene Risikovorsorge bei Vorräten und Forderungen, ein im Vergleich zum Vorjahr moderates Wachstum der Finanzdienstleister sowie noch nicht ausbezahlte Gehaltsbestandteile.

Eigenkapital

Einkauf

Die Corona-Pandemie hat die Beschaffungsmärkte im Jahr 2020 deutlich beeinflusst. Dies zeigten auch die Einkaufsmanagerindizes der drei führenden Wirtschaftsräume der Welt (Euro-Zone, USA, China), die als Frühindikatoren für die Entwicklung dieser Regionen herangezogen werden können. Jeder dieser Indikatoren verzeichnete einen deutlichen Einbruch zwischen Februar und Mai 2020 und erholte sich in den darauffolgenden Monaten. So überstieg der Einkaufsmanagerindex der Euro-Zone ab Juli 2020 wieder die wichtige 50-Punkte-Wachstumsmarke und lag zum Jahresende bei 55,2 Punkten. Damit gehen führende Einkäufer dieser Wirtschaftszone von einer positiven Marktentwicklung im Jahr 2021 aus. Noch deutlich volatiler verhielt sich der Einkaufsmanagerindex der USA. Er erreichte seinen Tiefpunkt im April mit 41,5 Punkten und stieg bis Dezember 2020 auf 60,7 Punkte an. Deutlich stabiler zeigte sich der Index für die Volksrepublik China. Nach seinem Tiefststand im Februar mit 40,3 Punkten erholte sich der Index bis Dezember auf 53,0 Punkte.

Für die Einkäufer der Würth-Gruppe ergab sich 2020 eine sehr herausfordernde Situation: Zum einen fielen im Jahresverlauf immer wieder Produktionskapazitäten aufgrund regionaler Pandemie-Bekämpfung aus. Zum anderen sanken besonders in der Hochzeit der Corona-Pandemie im ersten Halbjahr 2020 die Kundenbedarfe für viele Produkte deutlich. Demgegenüber stiegen Bedarfe für Produkte der persönlichen Schutzausrüstung wie z. B. Atemschutzmasken oder Einweghandschuhe sprunghaft an. Die weltweit verfügbaren Produktionskapazitäten reichten bei Weitem nicht aus. Diese Entwicklung hält zum Teil noch immer an und wird auch die Beschaffungsmärkte 2021 stark beeinflussen.

In der zweiten Jahreshälfte 2020 waren auf den Beschaffungsmärkten zwei Effekte zu verzeichnen. Einerseits ließ sich eine Sonderkonjunktur mit überdurchschnittlich hohen Kundenbedarfen nach den Lockdowns der weltweiten Absatzmärkte im ersten Halbjahr beobachten, was unweigerlich längere Lieferzeiten und hohe Kapazitätsauslastungen bei den Lieferanten nach sich zog. Andererseits war besonders im zweiten Halbjahr spürbar, dass durch regionale Verschärfungen der Pandemie-Maßnahmen weltweit Produktionskapazitäten sanken. Die Einkäufer bewegten sich demnach in einem Spannungsfeld zwischen deutlich steigenden Kundenbedarfen und geringeren verfügbaren Produktionskapazitäten bei den Lieferanten.

Der Euro/Dollar-Kurs war 2020 ebenfalls stark von der Pandemie beeinflusst. Zusätzlich zeigte sich, dass die US-Präsidentschaftswahl im November 2020 nicht zu einer nachhaltigen Wertsteigerung des US-Dollars führte. Wurde der Dollar zu Jahresbeginn 2020 noch für 1,123 USD pro EUR gehandelt, waren es zu Jahresende sogar 1,224 USD. Diese Kursentwicklung hatte einen positiven Effekt auf die Ergebnisse der importierenden Einkaufsgesellschaften.

Demgegenüber stiegen im Jahresverlauf 2020 die Frachtraten für die Containerabwicklung in den Verschiffungshäfen in Asien deutlich an. Im Zuge der Corona-Pandemie und den strengen Lockdown-Verordnungen in Asien wurden von den Reedereien die Frachtkapazitäten verknappt, weshalb ab Sommer die verfügbaren Kapazitäten restlos ausgebucht waren. Zeitgleich stieg die Nachfrage nach Luftfrachten aus Asien enorm an und demzufolge auch die Lieferzeiten für Fertigerzeugnisse.

Die im Jahr 2019 ins Leben gerufene Value-Management-Funktion wurde 2020 weiter etabliert und ausgebaut. Das Ziel hierbei ist weiterhin, durch wertanalytische Ansätze die Produkt-Preis-Transparenz innerhalb der Fachfunktion Einkauf in der Würth-Gruppe zu stärken und somit Einkäufer bei Verhandlungen mit Lieferanten zusätzlich zu unterstützen. Dies soll dazu beitragen, der für 2021 erwarteten Preisentwicklung entgegenzuwirken. Daher wurden in den Einkaufsgesellschaften weitere Analyseprojekte definiert.

 

Vorräte und Forderungen

Vorräte und Forderungen sind für die Würth-Gruppe als international tätigen Konzern wesentliche Bilanzpositionen, deren Management und Optimierung permanent im Fokus der Unternehmensleitung stehen. Beide Bilanzpositionen erlauben relativ kurzfristig eine Steuerung und Optimierung der Liquidität und Kapitalbindung im Konzern, was im vergangenen Geschäftsjahr eine wichtige Rolle spielte.

Die Vorratswerte der Würth-Gruppe stiegen in der ersten Coronawelle zwischen März und Mai 2020 deutlich an. Aufgrund der drastischen Umsatzeinbrüche in den Monaten April und Mai und der Tatsache, dass zuvor ausgelöste Bestellungen weiterhin den Lägern zuflossen, lag der Höchstwert der Vorräte im Mai bei 2.385 Millionen Euro.

Bereits zu Beginn der Pandemie wurde das Lagerbestandscontrolling in enger Abstimmung mit den etablierten Gesellschaften intensiviert, mit dem Ziel, die Vorratsentwicklung der Umsatzsituation schnellstmöglich anzugleichen. Zeitgleich wurden Sortimentshygiene-Projekte des Zentraleinkaufs der Würth-Linie in Zusammenarbeit mit dem Produktmanagement vorangetrieben, um Produkte mit sehr geringen Zugriffszahlen zu eliminieren.

Diese Aktivitäten waren die Basis dafür, dass in den folgenden Monaten die Bestandswerte der Würth-Gruppe kontinuierlich gesenkt werden konnten. Zum Jahresende lagen die Vorräte im Konzern mit 2.222 Millionen Euro um 163 Millionen Euro unter dem Höchstwert vom Mai und sogar 66 Millionen Euro unter dem Wert des Vorjahres (2019: 2.288 Millionen Euro). Der auf Basis von 12 Monaten berechnete Lagerumschlag reduzierte sich leicht von 4,7-mal Ende 2019 auf 4,6-mal Ende 2020.

Die Logistik ist neben dem Vertrieb das Herzstück der Würth-Gruppe. Durch schnell umgesetzte Vorsichtsmaßnahmen in den Logistikprozessen konnte die Lieferbereitschaft über das gesamte Jahr hinweg sichergestellt und durchgängig auf einem hohen Niveau gehalten werden. 2020 lag der Servicegrad bei 96,7 Prozent, das heißt von 100 bestellten Positionen wurden 96 am nächsten Tag beim Kunden angeliefert. Mit diesem Service waren wir auch unter Pandemie-Bedingungen ein zuverlässiger Partner für unsere Kunden.

Coronabedingter wochenlanger Lockdown in vielen Branchen, weltweite Grenzschließungen und damit verbunden das Abbrechen von Lieferketten und der Stillstand ganzer Produktionswerke im Frühjahr und Frühsommer 2020 befeuerten Befürchtungen von massiven Unternehmenskonkursen und damit verbunden massiven Forderungsausfällen bzw. zumindest verspäteten Zahlungseingängen. Oberstes Gebot war deshalb die Sicherung der Liquidität in der Würth-Gruppe. Ein Baustein hierfür war die genaue Beobachtung der Entwicklung der Forderungen. Auch in dieser Situation konnte sich die Würth-Gruppe auf ihre seit Langem bestehenden ausgefeilten Controllingsysteme und der damit möglichen schnellen Reaktion auf sich andeutende Fehlentwicklungen verlassen. Durch ein äußerst effizientes Zusammenspiel von Vertrieb und Forderungsmanagement gelang es dem Konzern bei leicht steigendem Umsatz sogar, die Forderungen aus Lieferungen und Leistungen um 1,7 Prozent auf 1.942 Millionen Euro zu reduzieren (2019: 1.975 Millionen Euro). Diese sehr erfreuliche Entwicklung spiegelt sich auch im Niveau der Forderungsbestände im Verhältnis zum Umsatz wider. Die entsprechende Kennzahl Debitorentage (auf Basis einer 12-Monats-Berechnung) konnte mit 53,0 Tagen den Wert aus dem Jahr 2019 deutlich unterschreiten (54,8 Tage). Vor allem in Deutschland wurde mit 40,0 Tagen ein sehr gutes Ergebnis erzielt (2019: 42,2 Tage).

Wir werden auch weiterhin durch eine leistungsstarke Zusammenarbeit zwischen Vertrieb und Debitorenmanagement und mittels verfeinerter Analysen an der Optimierung der Forderungsbestände arbeiten. Kritisch sehen wir das Zahlungsverhalten in Südeuropa, China, im Mittleren Osten und in Indien, das sich wachstumshemmend auswirkt.

Der Prozentsatz der Forderungsausfälle und der Aufwendungen aus der Zuführung zu Wertberichtigungen bezogen auf die Umsatzerlöse erhöhte sich leicht auf 0,6 Prozent (2019: 0,4 Prozent).

 

Finanzierung

Das Eigenkapital der Würth-Gruppe stieg im vergangenen Jahr um 6,6 Prozent auf 5.920 Millionen Euro. Das ist ein Plus von 366 Millionen Euro. Mit diesem Zuwachs konnte die Eigenkapitalquote nahezu stabil gehalten werden und liegt auf einem für ein Handelsunternehmen sehr guten Niveau von 43,8 Prozent (2019: 44,0 Prozent). Die gute Eigenkapitalausstattung ist seit Jahren die Basis einer konstant hohen finanziellen Stabilität sowie der soliden Finanzierung der Unternehmensgruppe und stärkt das Vertrauen der Kunden und Lieferanten in den Konzern. Ursache dafür ist die für einen Familienkonzern typische Verhaltensweise, Gewinne weitgehend in das Unternehmen zu reinvestieren. Die hohe Eigenmittel-Finanzierung stellt eine relativ große Unabhängigkeit von externen Kapitalgebern sicher, gerade in Krisenzeiten unverzichtbar.

Die Bilanzsumme erhöhte sich um 851 Millionen Euro auf 13.478 Millionen Euro (2019: 12.627 Millionen Euro). Der Anstieg um 6,7 Prozent ist im Wesentlichen durch den Anstieg der Zahlungsmittel und Zahlungsmitteläquivalente bedingt. Dieser steht in Zusammenhang mit der Emission einer neuen Anleihe und einer stringenten Ausgabenpolitik. Die Nettoverschuldung reduzierte sich dadurch deutlich auf 601 Millionen Euro nach 1.356 Millionen Euro im Jahr 2019.

Die Finanzdienstleistungsaktivitäten trugen ebenfalls zum Bilanzsummenwachstum bei, wenngleich nicht mehr im Umfang des Vorjahres. Die Refinanzierung im Bankgeschäft erfolgte vorwiegend durch Kapitalsammelstellen und Refinanzierungsprogramme der Europäischen Zentralbank, im Bereich Leasing hauptsächlich durch das eigens dafür aufgelegte ABCP-Programm („Asset Backed Commercial Paper“-Programm), ein KfW-Globaldarlehensprogramm sowie durch Forfaitierungen und interne Mittel.

Seit 25 Jahren unterzieht sich die Würth-Gruppe einem jährlichen Ratingprozess. Standard & Poor’s als führende Rating-Agentur bestätigte 2020 erneut das Rating der Würth-Gruppe mit A /outlook stable. Die Bewertung spiegelt das Vertrauen in die künftige erfolgreiche Entwicklung des Geschäftsverlaufs und der Finanzkennzahlen auch unter Pandemie-Bedingungen wider. Die Chancen und Perspektiven der Würth-Gruppe werden positiv eingeschätzt. Das seit Jahren gute Rating ist nicht nur Ausdruck einer positiven Bonitätseinstufung, sondern auch Zeichen einer kontinuierlichen und erfolgreichen Entwicklung der Unternehmensgruppe und der Stabilität unseres Geschäftsmodells.

Die Würth-Gruppe nutzte im vergangenen Frühjahr die attraktiven Konditionen an den Kapitalmärkten zur Aufnahme langfristiger Mittel und platzierte über ihre Finanzgesellschaft Würth Finance International B.V. am 11. Mai 2020 erfolgreich eine Euro-Anleihe über 750 Millionen Euro am Markt. Diese bisher größte Emission ist ein wichtiger Bestandteil der kapitalmarktorientierten Finanzierungsstrategie der Würth-Gruppe. Die Anleihe mit einer Laufzeit von 7,5 Jahren verfügt über einen Zinskupon von 0,75 Prozent p. a. und ist durch eine unbedingte, unwiderrufliche Garantie der Adolf Würth GmbH & Co. KG besichert. Sie diente unter anderem zur Rückzahlung einer im Mai 2020 fällig gewordenen Anleihe in Höhe von 500 Millionen Euro. Zum Ende des Geschäftsjahrs 2020 verfügte die Würth-Gruppe über drei am Kapitalmarkt emittierte Anleihen sowie ein US Private Placement. Alle hiermit im Zusammenhang stehenden Covenants wurden eingehalten. Im Jahr 2022, 2025 und 2027 werden Anleihen in Höhe von 500 Millionen Euro bzw. 750 Millionen Euro sowie im Jahr 2021 das US Private Placement in Höhe von 200 Millionen US-Dollar fällig. Die Fälligkeiten sind demzufolge gut verteilt. Für weitere Angaben zur Fälligkeit und Zinsstruktur verweisen wir auf die Ausführungen im Konzern-Anhang [27] „Finanzschulden“ im Abschnitt H. Erläuterungen zur Konzern-Bilanz.

Die Würth-Gruppe verfügt über ausreichende Liquiditätsreserven. Zum 31. Dezember 2020 beliefen sich die liquiden Mittel auf 1.386 Millionen Euro (2019: 477 Millionen Euro). Zusätzlich besteht eine ungenutzte, von einem Bankenkonsortium bis Juli 2023 fest zugesagte Kreditlinie in Höhe von 400 Millionen Euro.


Neben einem erfolgreichen Vertrieb und einer herausragenden Logistik sind Produktneuheiten und Innovationen als Service für den Kunden ausschlaggebend für die Wettbewerbsfähigkeit der Würth-Gruppe.

Im Geschäftsjahr 2020 konnte beispielsweise die Adolf Würth GmbH & Co. KG ein Fünftel ihres Umsatzes mit Produkten erwirtschaften, die nicht älter als drei Jahre sind. Bei der Breite bzw. Größe des Sortiments, das Würth seinen Kunden bietet, ist dies ein sehr hoher Wert. Auch konzernweit nimmt dieses Thema einen hohen Stellenwert ein: Derzeit besitzt die Unternehmensgruppe 781 aktive Patente, acht Gebrauchsmuster sowie 934 eingetragene Designs und 7.749 aktive Marken.

 

Die Entwicklungen in der Würth-Linie

Adolf Würth GmbH & Co. KG

 

ASSY®4: weiterentwickelte Spezialschraube für Höchstleistung im konstruktiven Holzbau

Würth hat mit der ASSY®4-Innovationsschraube eine neue Generation der praxisbewährten und im Holzbau weitverbreiteten Holzbauschraube vorgestellt. In Kooperation mit der Entwicklungsabteilung der Adolf Würth GmbH & Co. KG konnte die Produktion des SWG Schraubenwerks Gaisbach mit ihrem Fertigungs-Know-how ihren Teil zur erfolgreichen Serienreife des Produkts beitragen. Allein 1.400 Abmessungen für das Kernsortiment zeigen die Dimension dieses Projekts. Zu den wichtigsten Weiterentwicklungen gehören unter anderem eine sanft anlaufende Schraubenspitze mit linear ansteigenden Kuppen für eine reduzierte Spaltwirkung, ein neu entwickeltes Gewinde für einen noch stärkeren Zusammenzug, optimierte Schaftfräser bzw. Frästaschen für ein schnelles und sauberes Eindrehen sowie der komplett neue RW-Schraubenantrieb. Das wesentliche Merkmal des neuen RW-Antriebs sind verlängerte, verstärkte und abgeschrägte Bitflügel, über die der Bit besonders tief in den Schraubenkopf der ASSY®4 eindringen kann. Dies ermöglicht eine höhere Kraftübertragung. Der RW-Antrieb bietet zudem einen Klemmeffekt zwischen Schraube und Bit. Dadurch halten die Schrauben auch ohne Magnetkraft zuverlässig auf dem Bit. Die verbesserte Kraftübertragung ermöglicht auch eine Reduzierung der erforderlichen Bitgrößen auf insgesamt vier. Das bedeutet weniger Bitwechsel bei Arbeiten mit verschiedenen Schraubendimensionen. Im Vergleich zum Vorgängermodell fällt bei Schrauben kleineren Durchmessers eine erhöhte Zahl an Frästaschen auf. So werden speziell bei Holzwerkstoffen mit spröder Melaminbeschichtung störende Ausfransungen und damit optische Beeinträchtigungen der Oberfläche rund um den versenkten Schraubenkopf vermieden. Bei Verschraubungen mit Metallbeschlägen üben die Frästaschen einen bremsenden Effekt aus, der den Kraftschluss mit den Beschlägen verbessert.

Kombi-Gewindebohrer HSCo Multi Performance:
Vorbohren, Gewindebohren, Entgraten – ohne Werkzeugwechsel

Der neue Kombi-Gewindebohrer HSCo Multi Performance vereint alle Arbeitsschritte für die Herstellung von Durchgangslöchern mit Innengewinde in nur einem Arbeitsschritt und ohne Werkzeugwechsel. Die Bohrtiefe wurde auf den zweifachen Bohrerdurchmesser erhöht und ist damit doppelt so hoch wie bei herkömmlichen Kombi-Gewindebohrern. Zudem sind fast alle gebräuchlichen Werkstoffe zur Bearbeitung abgedeckt – von konventionellen Baustählen und Gusswerkstoffen bis hin zu Edelstählen und Nichteisenmetallen. Dadurch ergeben sich vielseitigere und effizientere Einsatzmöglichkeiten. Das Werkzeug kann sowohl auf Akkuschraubern als auch auf Hand-, Ständer- und Säulenbohrmaschinen eingesetzt werden. Ein Polygonschaft sorgt für eine sichere Kraftübertragung von der Maschine auf das Kombiwerkzeug.

Dübelsystem WIT-Betonschraube:
schnell und sicher wie nie zuvor in Beton verankern

Durch die Kombination der Betonschraube W-BS mit dem Zweikomponenten-Betonschraubenmörtel WIT-BS entsteht das Dübelsystem WIT-Betonschraube, das bisher unerreicht hohe Zuglasten in Beton ermöglicht. Das bauaufsichtlich zugelassene Verankerungssystem eignet sich besonders für die schnelle und sichere Befestigung schwerer tragender Elemente wie Stahl- und Holzkonstruktionen, Fassaden, Geländer oder auch Rohr- und Kabeltrassen. Im Gegensatz zu herkömmlichen chemischen Ankern bietet das Dübelsystem WIT-Betonschraube den großen Vorteil, dass es sofort nach dem Eindrehen eine Teillast tragen kann, ohne vollständige Aushärtung des Mörtels. Nach der Aushärtung erhöht sich die Traglast des Systems nochmals bedeutend. Deutlich wird dies bei einer Betonschraube der Größe 10 und einer effektiven Verankerungstiefe von 110 Millimetern, für welche die Traglast in gerissenem Beton von 9,6 kN auf 19,8 kN ansteigt. Zudem lassen sich durch variable Verankerungstiefen und wählbare Traglasten auch besonders wirtschaftliche Verankerungslösungen realisieren.

Fahrerlose Transportsysteme im neuen zentralen Außenlager

Das zentrale Außenlager im Gewerbepark Hohenlohe verfügt über eine Grundfläche von rund 50.000 Quadratmetern. Im sogenannten Breitganglager sind zur Überbrückung der langen Transportwege neun fahrerlose Transportsysteme (FTS) im Einsatz. Sie unterstützen und entlasten die Mitarbeitenden in ihren Abläufen, sodass sie sich auf das Kommissionieren und Verpacken fokussieren können. Die FTS transportieren die mit Ware beladenen Kommissionierwagen automatisch von einer Pickstation zur nächsten. Mitarbeitende legen die fertig kommissionierten Aufträge auf Kommissionierwagen und die FTS bringen sie von der Kommissionierung in die Packerei. Im Zweischichtbetrieb leisten die FTS derzeit rund 700 Transporte vom Abholbahnhof zum Zielbahnhof und legen eine Strecke von circa 64 km zurück. Die FTS müssen zunächst in die Arbeitsprozesse der Logistik integriert werden, damit sie sich eigenständig durch das Lager navigieren können. Das System sowie die Kapazität der FTS werden ständig optimiert, um die Produktivität immer weiter zu steigern.

Cradle to Cradle Certified™ Zertifizierung für Verpackungen aus 100 Prozent recyceltem Kunststoffabfall

Würth und der Verpackungshersteller rose plastic haben ein Pilotprojekt für kreislauffähige Verpackungslösungen gestartet. Sie entwickelten Verpackungen aus 100 Prozent Post-Consumer-Rezyklat (PCR), also aus Kunststoffabfall aus dem Dualen System, der deutschlandweit gesammelt wird. Er wird von anderen Stoffen getrennt, in der Größe differenziert, nach Kunststoffart sortiert, gemahlen, gewaschen, geschmolzen, gefiltert und wieder granuliert und so in neue Ressourcen umgewandelt. Auch die Etiketten bestehen zu 100 Prozent aus recyceltem Kunststoff und werden mit ökologisch unbedenklichem Klebstoff aufgebracht. So war es möglich, dass die neuen Verpackungen Cradle to Cradle™-zertifiziert wurden. Im ersten Schritt kommen die recycelten Verpackungen bei Produkten im Bereich der Zerspanungswerkzeuge zum Einsatz. Dank dieser Umstellung werden pro Jahr rund 45 Tonnen neuer Kunststoff eingespart und die CO2-Emission wird um 77 Prozent gesenkt.

 

Würth Italien

HoloMaintenance Link

Mit der Plattform HoloMaintenance Link können Handwerker Beratungs-, Support- und Wartungsanfragen interaktiv verwalten und aus der Ferne erfüllen, indem sie das Potenzial von Augmented und Mixed Reality nutzen. Dazu klickt der Kunde auf einen Link, den er per SMS, E-Mail oder Chat erhalten hat, und startet von einem mobilen Endgerät aus einen Videoanruf. Der Handwerker kann seine Kunden aus der Ferne Schritt für Schritt bei der Ausführung der notwendigen Tätigkeiten anleiten. Dabei nutzt er Augmented- und Mixed-Reality-Modelle, 3D-Animationen und technische Dokumentationen. Am Ende des Supports generiert HoloMaintenance Link automatisch ein Ticket mit der Historie des Anrufs. Durch schnelle, lösungsorientierte Einsätze gestaltet die Plattform den Arbeitsablauf effizienter und reduziert die Kosten des Handwerkers. HoloMaintenance Link ist ein Gemeinschaftsprojekt von Würth Italien, Microsoft Italia und Hevolus Innovation, Microsofts internationalem Partner für Mixed Reality und Technologiepartner von Würth Italien für Open-Innovation-Initiativen.

Würth Automatic Store

Der Würth Automatic Store ermöglicht Kunden in Italien, per Selbstbedienung Produkte einzukaufen – und zwar 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche. Der vollständig automatisierte Store beinhaltet mehr als 2.000 Artikel, die über Touchscreen ausgewählt werden können und ständig verfügbar sind. Ebenso können Bestellungen, die über die Würth App oder die Internetseite getätigt wurden, jederzeit kontaktlos abgeholt werden. Der Store ist flexibel und kann nach Bedarf mit einem Lkw von einem Standort zu einem anderen transportiert werden. Die Anwesenheit von Mitarbeitenden ist nicht erforderlich, es entfallen ebenso Kosten für Miete, Strom und Heizung. Der erste Prototyp steht in Sommacampagna nahe Verona. Weitere Automatic Stores im ganzen Land werden folgen.

 

Die Entwicklungen in den Allied Companies

Auch die Allied Companies der Würth-Gruppe investierten 2020 weiter in die Entwicklung von Produkten und Dienstleistungen, um ihren Kunden bestmögliche Lösungen zu bieten.

Würth Elektronik eiSos: Horticulture LEDs

„Horticulture Lighting“ nennt man den Einsatz von Licht, um das Wachstum von Pflanzen zu optimieren. In diesem Bereich hat die Würth Elektronik eiSos geforscht und spezielle LED-Lampen entwickelt, die sie dem Gewächshauslaborzentrum der TU München für gemeinsame Forschungszwecke zur Verfügung stellt, um in Zukunft einen Beitrag zu unserer Ernährung zu leisten. Die sogenannten Horticulture LEDs ermöglichen eine ganzjährige und wetterunabhängige Lebensmittelproduktion (Vertical Farming). Die für die Pflanzenzucht ausgewählten Wellenlängen fördern die Photosynthese und optimieren die Pflanzenentwicklung. In Versuchen brachten Tomaten im Winter unter Horticulture LEDs um bis zu 14 Prozent mehr Blüten hervor als unter anderen Pflanzenzuchtleuchten. Der Energieverbrauch wurde um bis zu 70 Prozent reduziert. Da jede Pflanze unterschiedliche Lichtverhältnisse zum Wachsen und Gedeihen benötigt, werden individuelle Lichtrezepte erarbeitet. Damit jede Entwicklerin und jeder Entwickler die Versuche selbst nachbauen kann, wurde aus dem Projekt das Lighting Development Kit entwickelt. Es ist unter anderem mit dem Power-Modul Magl³C Multi Color LED Driver und den Horticulture LEDs ausgestattet, dient der Grundlagenforschung für neue Horticulture-Leuchten und beschleunigt deren Entwicklung enorm. Zusätzlich haben Entwicklerinnen und Entwickler die Möglichkeit, die eigens entwickelte App WEilluminate zur Ansteuerung der einzelnen LED-Stränge zu verwenden. Damit unterstreicht eiSos sein Bestreben nach green electronics – dem Einsatz und der Applikation energiesparender, hocheffizienter Bauteile und Lösungen, um Ressourcen zu schonen sowie innovative Lösungen zur Reduktion von CO2 und Abfall für den Markt verfügbar zu machen.

Würth Elektronik CBT: Projekt CHARM – robuste Elektronik für raue Industrieumgebungen

Die Digitalisierung ist die wichtigste Voraussetzung für die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Fertigungsindustrien. Die Möglichkeiten zur Umsetzung und Nutzung sind jedoch eingeschränkt, etwa durch raue Umgebungsbedingungen von Fertigungsprozessen. Hohe Temperaturen und Luftfeuchtigkeit wie bei der Papierherstellung, Staubentwicklung sowie starke Vibrationen bei Bergbauarbeiten führen oft zum vorzeitigen Ausfall der Elektronik. Ziel des Forschungsprojekts CHARM (Challenging Environments Tolerant Smart Systems for IoT and AI) ist die Entwicklung von Technologien, die raue industrielle Umgebungen tolerieren. Würth Elektronik CBT entwickelt innerhalb des Projekts Aufbau- und Verbindungstechnologien für robuste Baugruppen auf Leiterplattenebene. Diese Baugruppen sind mit integrierten Sensoren sowie flexiblen Folien- und Sensorsystemen ausgestattet. Alle Komponenten müssen so ausgelegt sein, dass sie Kombinationen starker thermischer, mechanischer und chemischer Belastungen standhalten. Zur Sicherstellung werden spezielle Schutzgehäuse für Elektronikkomponenten eingesetzt, die über den derzeitigen Stand der Technik hinausgehen.

WTN: zukunftsweisende 3D-Metalldruck-Technologie

Mithilfe des 3D-Metalldrucks, auch unter den Bezeichnungen „Additive Fertigung“ oder „Additive Manufacturing“ bekannt, können innerhalb kürzester Zeit komplexe Bauteile hergestellt werden, die durch ein geringeres Gewicht und einen größeren Funktionsumfang überzeugen. Beispielsweise konnte bei einer von WTN aus Edelstahl (1.4404) und Kunststoff hergestellten Montagevorrichtung mithilfe von Topologieoptimierungen, sogenannten Stützstrukturen, eine Gewichtsersparnis von circa 2,5 kg pro Vorrichtung erzielt werden. Da die Vorrichtung am Tag rund 700-mal auf- und zugeklappt wird, müssen pro Tag rund 1,75 Tonnen weniger Gewicht bewegt werden.

TUNAP: airco well Sensor

Keime und Bakterien – mit diesem in der heutigen Zeit immer aktueller werdenden Thema hat sich TUNAP beschäftigt und bietet nun für den Fahrzeuginnenraum nachhaltige Verbesserungen. Das airco well Klimaanlagen-Reinigungssystem entfernt Keime, Bakterien und Pilze genau dort, wo sie entstehen: am Verdampfer und in der Pollenfilterumgebung. Dank des Reinigungssystems werden die Krankheitserreger mit Hochdruck weggespült und alle betroffenen Komponenten gründlich gereinigt. Nun geht ein Sensor zur schnellen Messung von Bakterien und Schadstoffbelastungen von Fahrzeugklimaanlagen an den Start. Es handelt sich dabei um den airco well Sensor, der die Luft aus der Klimaanlage auf Schadstoffe und Bakterien prüft und anzeigt, wann eine Reinigung der Klimaanlage notwendig wird. Danach wird die verbesserte Luftqualität analysiert und dokumentiert.

Arnold Umformtechnik: Flowform®-Plus

In Zusammenarbeit mit verschiedenen Fahrzeugherstellern konnte bei Arnold Umformtechnik die fließlochformende Schraube erfolgreich weiterentwickelt und zur Serienreife gebracht werden. Durch ein innovatives Härteverfahren in Verbindung mit einem angepassten Werkstoff konnte das Anwendungsfenster der neuen Flowform®-Plus erheblich erweitert werden. Ein signifikanter Vorteil ist der Einsatz beim vorlochfreien Fügen von Stählen bis 1.000 MPa. Gleichzeitig wurde das Verbindungselement kleiner und spart somit Gewicht und Bauraum. Die Flowform®-Plus-Schraube wird bei Audi unter anderem zur Fertigung der Hochvoltbatterie eingesetzt.

Kisling Group: UV/anaerob-dualhärtende Fügeverbindung ergo. 2453 für die Elektromobilität

Eine der neuesten Entwicklungen von Kisling ist der UV/anaerob-härtende Klebstoff ergo. 2453. Er ermöglicht in Sekunden handfest fixierte Klebungen – und das ohne den Zusatz von Wärme oder Stoffen, die den Vorgang beschleunigen. Der Vorteil ist, dass die Bauteile im Fertigungsprozess verarbeitet werden können. Dazu wird der Klebspalt circa fünf Sekunden mit UV-Licht bestrahlt und der Klebstoff bis zu einer Tiefe von etwa zwei Millimetern ausgehärtet. Der UV/anaerob-härtende Klebstoff ergo. 2453 ist sogar bei 180 Grad Celsius noch temperaturbeständig. Daher eignet er sich perfekt für die Verklebung von Dauermagneten in Motorgehäusen oder von Taschenmagneten in Stator- oder Rotorpaketen, wie sie in Hochleistungs-Elektromotoren für die Elektromobilität eingesetzt werden.

FELO: Produktinnovation Schlagkappen-Schraubendreher Serie 450

Schlagkappen-Schraubendreher kommen zum Einsatz, wenn besonders hoher Kraftaufwand erforderlich ist. Beispielsweise beim Lösen festsitzender Schrauben in der Kfz-Reparatur, bei Maschinen oder am Bau. Die meisten aktuellen Modelle geben jedoch die Schwingungen und die erheblichen Kräfte der Schläge direkt an die Anwender zurück. Die Ergonomie-Experten des hessischen Herstellers FELO haben eine Lösung entwickelt. Der patentierte ERGONIC®-Griff ermöglicht eine hohe Kraftübertragung und schont gleichzeitig die Gelenke. Er ist bereits Bestandteil vieler FELO Produkte.


Die Würth-Gruppe ist als weltweit agierendes Unternehmen ständig Risiken ausgesetzt, realisiert aber auch konsequent sich ergebende Chancen. Chancen und Risiken können sowohl durch eigenes Handeln oder Unterlassen als auch durch externe Faktoren ausgelöst werden. Die Risiko- und Chancenpolitik der Würth-Gruppe orientiert sich an der Erreichung der mittelfristigen finanziellen Ziele und an der nachhaltigen und langfristigen Sicherung des Wachstums des Konzerns. Um dies sicherzustellen, verfügt die Würth-Gruppe über ein System, das unternehmerische Chancen und Risiken identifiziert, einheitlich bewertet und erfasst, gegeneinander abwägt und kommuniziert. Die systematische und regelmäßige Auseinandersetzung mit Chancen und Risiken ist untrennbar mit unserem unternehmerischen Handeln verbunden.

Funktionsweise des Risikomanagementsystems

Die Würth-Gruppe verfügt über ein dreistufiges Risikomanagementsystem (RMS): das zyklische Überwachungssystem der Internen Revision, das Konzerncontrolling sowie das Frühwarnsystem. Die Gesamtverantwortung für den unternehmensweiten Risikomanagementprozess liegt bei der Konzernführung. Sie definiert die risikopolitischen Grundsätze und die Risikostrategie der Würth-Gruppe. Die Verantwortung für die Umsetzung eines funktionsfähigen und effizienten RMS in den Konzerngesellschaften liegt bei den jeweiligen Geschäftsleitungen. Diese werden hierbei durch den Risikomanager unterstützt, der direkt an die Konzernführung berichtet und den Risikomanagementprozess auf Konzernebene koordiniert. Der Risikomanager steht in ständigem Kontakt mit dem Risikocontroller des Beirats, der direkt der Vorsitzenden des Beirats unterstellt ist.

Funktionsweise des rechnungslegungsbasierten internen Kontrollsystems

Ziel des rechnungslegungsbasierten internen Kontrollsystems ist die Sicherstellung der vollständigen Erfassung und die korrekte Würdigung aller Geschäftsvorfälle im Hinblick auf die Rechnungslegungsvorschriften.

Wesentliches Element des internen Kontroll- und Risikomanagementsystems der Würth-Gruppe ist das Würth Informationssystem. Mithilfe dieses Reportings werden – aufbauend auf einer monatlich einheitlichen Meldung – alle zur Steuerung der Würth-Gruppe notwendigen Kennzahlen zeitnah dargestellt und stehen der Konzernführung und der Geschäftsbereichsleitung für weitere Analysen zur Verfügung.

Risikoentwicklung Würth-Gruppe 01.01.2020 – 31.12.2020

Systemgestützte Kontrollmechanismen wie Validierungs- und Cross-Checks optimieren die Qualität der Informationen als Entscheidungsgrundlage. Eine konzernweit einheitliche internetbasierte Erfassung der Jahresabschlüsse der Konzernunternehmen dient nicht nur der Effizienz, sondern vermeidet Übertragungsfehler, sichert die einheitliche Informationsbereitstellung und umfasst eine Vielzahl von Plausibilitätsprüfungen, ohne deren Bestehen die Informationen nicht weitergeleitet werden können. Diese Plattform trägt ferner dazu bei, dass Rechnungslegungsänderungen konzernweit einheitlich umgesetzt werden. Änderungen an den erfassten Daten werden durch Prüfziffernverfahren und die entsprechende Ausgestaltung von IT-Zugriffsrechten vermieden. Zur Konsolidierung wird Standardsoftware verwendet. Änderungen an den Systemeinstellungen werden zentral protokolliert. Die Monats- und Jahresabschlüsse der Konzerngesellschaften unterliegen ebenso wie der Konzernabschluss regelmäßigen automatisierten Prüfmechanismen. Darüber hinaus beinhalten die Würth PAP-Regeln (Policy and Procedure Manual) interne Arbeitsanweisungen. Interne Publikationen und Schulungen vermitteln unter anderem detaillierte Vorschriften zur Rechnungslegung. Deren Einhaltung wird regelmäßig durch die Interne Revision überprüft. Zur Klärung von rechtlichen und steuerlichen Fragen mit Rechnungslegungsauswirkung werden externe Spezialisten hinzugezogen. Externe Aktuare berechnen Pensions- und ähnliche Verpflichtungen. Regelmäßige Finanzleiterschulungen, die im vergangenen Jahr online angeboten wurden, stellen darüber hinaus sicher, dass die am Rechnungslegungsprozess beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über den neuesten für sie relevanten Gesetzes- und Kenntnisstand verfügen.

Der Prozess der Chancen- und Risikosteuerung wird innerhalb der Würth-Gruppe kontinuierlich weiterentwickelt und an die Veränderungen im Konzern sowie an dessen wirtschaftliches und rechtliches Umfeld angepasst. Auch im Geschäftsjahr 2020 wurde das IT-gestützte Risikoreportingsystem in weiteren Konzerngesellschaften etabliert und die Geschäftsbereichsleitung sowie die Leiterinnen und Leiter der Stabsabteilungen aktiv in den Risikomanagementprozess eingebunden.

 

Risiken

Die Konzernführung identifiziert, analysiert und bewertet jährlich in einem Workshop Risiken des Konzerns. In diesem Workshop werden Fokusrisiken festgelegt, die die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage eines einzelnen Unternehmens oder der gesamten Würth-Gruppe kurz-, mittel- oder langfristig gefährden können. Zusätzlich haben alle wesentlichen Konzerngesellschaften mit Unterstützung des Risikomanagers eine Risikoinventur durchgeführt und neben den Fokusrisiken im Reportingsystem weitere Risiken erfasst und bewertet. Die bestehenden Prozesse wurden 2020 weiterentwickelt, verbessert und den sich verändernden internen und externen Anforderungen angepasst.

Für wesentliche Risiken, die sich in einem ökonomisch sinnvollen Rahmen versichern lassen, sind Konzernversicherungen, soweit möglich für alle Konzerngesellschaften, abgeschlossen. Im Bereich Kreditversicherung wurden weitere lokale Versicherungsverträge einzelner Würth Gesellschaften in bestehende Rahmenverträge mit verschiedenen Kreditversicherern integriert. Dabei wurde der Versicherungsschutz erweitert und vereinheitlicht und es konnten Skaleneffekte erzielt werden. Darüber hinaus werden Kundenforderungen durch ein umfassendes Debitorenmanagement auch auf Konzernebene überwacht. Erhöhte Ausfallrisiken bestehen geschäftsmodellimmanent bei einzelnen Finanzdienstleistern. Diesen begegnen wir durch eine strenge Bonitätsprüfung und eine dem Risiko entsprechende Versicherung unseres Engagements. Die Debitorentage haben sich im Jahr 2020 weiter reduziert und sind auf einem niedrigen Niveau. Dies zeigt, dass unser Risiko in diesem Bereich derzeit relativ gering ist und die vorhandenen Prozesse und Systeme nachhaltig wirken. Weitere Risiken sehen wir in Deutschland durch das geltende Insolvenzanfechtungsrecht, das Insolvenzverwaltern umfangreiche Rückforderungsmöglichkeiten einräumt, wenn wir unsere Kunden zuvor bei Zahlungsmodalitäten unterstützt haben. Dieses Risiko hat sich auch nach der Reform des Insolvenzanfechtungsrechts nicht wesentlich reduziert. Allerdings besteht gegen diese Rückforderungen eine Versicherung, die alle deutschen Gesellschaften vor unkalkulierbaren Risiken aus diesem Bereich schützt. Das Management des gesamten Versicherungsumfangs erfolgt zentral.

Potenzielle Risiken, die eine negative Auswirkung auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage haben könnten, werden von der Konzernführung in den nachfolgend genannten Risikofeldern gesehen, wobei diese nach absteigender Relevanz sortiert sind:

Wirtschaftliches Umfeld

Durch unsere weltweiten Einkaufs- und Vertriebsaktivitäten haben wir eine hohe natürliche Risikostreuung und damit eine verminderte Abhängigkeit von negativen Entwicklungen in einzelnen Ländern, auch wenn wir über 80 Prozent unseres Umsatzes in Europa tätigen. Zudem macht uns die Diversität in unseren Geschäftsbereichen unabhängig von bestimmten Branchen und Märkten, was sich insbesondere in den verschiedenen Phasen der Corona-Pandemie 2020 bestätigt hat. Durch den hohen Umsatzanteil in Europa beeinflussen uns Konjunkturschwankungen im Euro-Raum besonders. Neben den Risiken in Zusammenhang mit der andauernden Corona-Pandemie sehen wir Risiken in der politischen Entwicklung osteuropäischer Märkte, der Türkei sowie in den Handelsbeschränkungen zwischen China, den USA und Europa. Die Zuwanderungen in Europa sehen wir – bei allen damit verbundenen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen – nach wie vor auch als Chance für den Arbeitsmarkt und für die Nachfragesteigerung bei unseren Kunden und damit auch bei der Würth-Gruppe. Den wachsenden Rechtspopulismus und die vereinzelten Absichten zur Trendumkehr bei der Globalisierung in einzelnen Ländern beobachten wir mit Sorge, sehen darin aktuell aber keine unmittelbare Bedrohung unserer Geschäftsziele 2021.

Die Messung, Überwachung und Steuerung der finanziellen Risiken der Würth-Gruppe erfolgt größtenteils zentral durch die Würth Finance International B. V. Mit liquiden Mitteln in Höhe von 1.386 Millionen Euro sowie einer bis Juli 2023 laufenden, fest zugesagten, nicht ausgenutzten Kreditlinie in Höhe von 400 Millionen Euro verfügt die Würth-Gruppe über ausreichende Liquiditätsreserven, um ihre Zahlungsverpflichtungen jederzeit zu erfüllen. Dank des A-Ratings von Standard & Poor’s besteht für die Beschaffung weiterer finanzieller Mittel ein sehr guter Zugang zum öffentlichen und privaten Kapitalmarkt. Sofern vorhanden, sind Risiken aus derivativen Finanzinstrumenten bilanziert. Konkrete Gegenparteienrisiken, die täglich systemseitig überwacht werden, sind bis zur Aufstellung des Lageberichts nicht bekannt. Mit den wesentlichen Gegenparteien aus Derivaten besteht ein sogenannter CSA (Credit Support Annex), der das Gegenparteienrisiko noch weiter reduziert. Durch interne Anlagenlimits für einzelne Kreditinstitute werden Klumpenrisiken vermieden. Zur Darstellung der Derivate und deren Risiken verweisen wir auf den Konzernabschluss: I. Sonstige Angaben, [4] „Finanzinstrumente“.

Produktivität

Die Würth-Gruppe investiert jedes Jahr einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag zur Sicherung des geplanten Umsatzwachstums und zum weiteren Ausbau der Marktanteile in den jeweiligen Regionen bzw. Marktfeldern. Planabweichungen erfordern daher rechtzeitiges Gegensteuern mit zielgerichteten Maßnahmen. Die Steuerung über Produktivitätskennzahlen, die intensive Auseinandersetzung mit Verlustgesellschaften, ein detailliertes mehrstufiges Investitionscontrolling, Szenario-Rechnungen und die Fokussierung auf die Erreichung der Betriebsergebnis-Ziele sind Teil dieser Maßnahmen. Grundsätzlich achten wir darauf, dass Umsatz und Rohertrag überproportional zu den Personalkosten wachsen und tragen so der Grundphilosophie der Würth-Gruppe „Wachstum ohne Gewinn ist tödlich“ Rechnung.

IT-Strukturen

Die Würth-Gruppe als sehr stark dezentrales Unternehmen hatte zahlreiche unterschiedliche IT-Systeme, Softwarekomponenten, Plattformen und Prozessleitsysteme im Einsatz. Diese lokal sehr flexible Struktur ist aufgrund der sich verändernden Geschäftsmodelle, der Digitalisierung und Disruption sowie der stetig wachsenden Anforderungen an Cyber Security immer nachteiliger geworden. In Übereinstimmung mit der Firmenphilosophie, die einen deutlich höheren Zentralisierungsgrad im Bereich der IT zulässt, hat die IT der Würth-Gruppe, vertreten durch die IT-Firmen, ein globales Ökosystem aufgebaut, das in der Lage ist, für Geschäftsmodelle der Unternehmen der Würth-Gruppe plattformorientierte IT-Lösungen anzubieten.

IT-Standardisierung

Durch die zentrale Steuerung der IT-Gesellschaften mit einem mittlerweile einheitlichen Produktportfolio in Form des IT-Ökosystems können wir die internationale Multiplikationsstrategie auch IT-systemtechnisch abbilden. Die weitere Standardisierung folgt einem Rolloutplan, in dem die jeweiligen Einführungstermine in den einzelnen Gesellschaften festgehalten sind. Zahlreiche Rolloutteams arbeiten parallel an der Implementierung der jeweiligen Komponenten, um eine breite Multiplikationsplattform für die einzelnen Anwendungen, Prozesse und Funktionen bereitzustellen.

Die Rollouts führen dazu, dass bestehende Prozesse einheitlicher, effizienter, transparenter und schneller gestaltet werden können. Die zunehmende Anforderung unserer Kunden, individuelle Bestell- und Liefersysteme bereitzustellen, kann damit in den jeweiligen Gesellschaften umgesetzt werden. Weiterhin sind Effizienzsteigerungen möglich, da die Vereinheitlichung der IT-Strukturen durch die zentrale Entwicklung zu Skalierungseffekten und einem besseren Schutz vor Angreifern führt.

Es zeigt sich, dass der IT-Service der Würth-Gruppe eine Leistungsfähigkeit auf hohem Stand erreicht hat. Durch die einheitlichen Systemplattformen wird es möglich, Weiterentwicklungen in kürzester Zeit in allen Gesellschaften, die auf den jeweiligen Plattformen arbeiten, zur Verfügung zu stellen.

IT-Sicherheit

Risiken, die durch die globale Vernetzung entstanden sind, werden durch hohe Standards bei den Sicherheitsrichtlinien minimiert, um angesichts der Entwicklung ständig drohender Cyber-Angriffe gewappnet zu sein. Die Standards im Bereich der IT-Systeme werden durch IT-Checks bei den Gesellschaften nach einem mit der Konzernrevision abgestimmten Plan geprüft. So wird das Bedrohungspotenzial durch sogenannte Cyber-Risiken regelmäßig analysiert und beobachtet. Daraus resultierenden Risiken wird mit organisatorischen und technischen Maßnahmen entgegengewirkt und zusätzlich der Transfer von versicherbaren Risiken auf externe Risikoträger wie Versicherungen vollzogen. Sämtliche Maßnahmen im Bereich IT-Risiken und Datensicherheit werden von unseren IT-Sicherheitsbeauftragten in den Landesgesellschaften begleitet und umgesetzt. Zusätzlich wurde ein IT Compliance Code of Conduct eingeführt und ein IT Compliance Officer benannt. Das Netzwerk der IT-Sicherheitsbeauftragten in den Gesellschaften wird dazu genutzt, Maßnahmen gegen Sicherheitsrisiken schnell in die Konzerngesellschaften zu tragen und im Hinblick auf die kontinuierliche Verbesserung der IT-Sicherheit zu etablieren. Dort, wo die Zentralisierung der IT-Systeme stattgefunden hat, ist es zudem möglich, weitreichende und mehrstufige Sicherungsverfahren zu implementieren, zum einen auf physischer Ebene etwa durch Rechenzentren, zum anderen auf logischer Ebene etwa durch verschiedene System- und Programmkomponenten.

Die Sensibilisierung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Bezug auf die Risiken im Bereich Informationssicherheit erfolgt mit hoher Aufmerksamkeit. Mit unterschiedlichen Medien wie E-Learning, Plakataktionen, Informationsschreiben und Fachvorträgen werden den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Verhaltensweisen aufgezeigt, um die Risiken von Sicherheitsvorfällen zu reduzieren. Durch gezielte Maßnahmen in einzelnen Unternehmen wird zum Beispiel durch Password Phishing der Erfolg der Maßnahmen geprüft und bei Bedarf nachgesteuert.

Personal

Die Fluktuation, vor allem bei unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Außendienst, steht weiterhin im Fokus. Sie wird für jede Gesellschaft der Würth-Gruppe über alle Hierarchiestufen hinweg dokumentiert und analysiert. Regelmäßige Befragungen der Beschäftigten durch unabhängige Institute und die monatliche Überwachung der Fluktuation sind wichtige Instrumente, um Fehlentwicklungen zu identifizieren, deren Auswirkung auf Einstellungsprozesse, Ausbildungsprogramme und Kundenbindung zu analysieren und ihnen mit gezielten Maßnahmen zu begegnen. Die Gesamtfluktuation der Würth-Gruppe liegt im Mehrjahresvergleich mit deutlich unter 15 Prozent weiterhin auf einem erfreulich niedrigen Niveau. Herausfordernd für das Personalmanagement stellt sich der Fachkräftemangel im Innen- und Außendienst dar. Für viele Gesellschaften wird es zunehmend schwieriger, qualifizierte Nachwuchskräfte zu finden. Auch aus diesem Grund wurden die Aktivitäten der Würth Business Academy für den Innen- und Außendienst im Bereich der Management- und Managementnachwuchsqualifizierung weiter ausgebaut. Die Entwicklung des Managementnachwuchses für die unterschiedlichen Führungsebenen der Würth-Gruppe erfolgt über die Qualifizierungsprogramme Würth Potential, High Potential und Top Potential. Diese Programme entwickeln die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zielgerichtet und individuell auf die persönlichen Ambitionen und Fähigkeiten abgestimmt, um sie auf weiterführende Managementaufgaben im Konzern vorzubereiten. Über die Würth Business Academy werden auch Führungsseminare und internationale Fachseminare wie beispielsweise zu den Themen Produktmanagement, Einkauf, Logistik oder zu Themen im Finanzbereich organisiert und koordiniert, um die Fachfunktionen bei der qualifizierten Weiterbildung zu unterstützen. Um Weiterbildung weltweit verfügbar zu machen, wurde bereits 2017 mit dem Learning Campus die Möglichkeit des digitalen Lernens geschaffen. Hier können alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter E-Learnings absolvieren. Gemeinsam mit den Fachbereichen wurden gezielte Aktivitäten begonnen, Wissen über die globalen Standards zu digitalisieren und so weltweit verfügbar zu machen.

Damit der Aufbau von Managementnachwuchs für alle zentralen Funktionen der Würth-Gruppe strukturiert und zielgerichtet erfolgt, gibt es bei größeren Gesellschaften zwei Prozesse: Der Management Assessment Process (MAP) ist das qualitative Instrument zur objektiven und einheitlichen Bewertung von Führungskräften. Über das Talentmanagement wird erfasst, ob genügend qualifizierte Nachfolgerinnen und Nachfolger für erfolgsrelevante Funktionen in den Unternehmen der Würth-Gruppe vorhanden sind bzw. wann diese aufgebaut werden müssen. Darüber hinaus werden in diesem Prozess auch die Nachwuchstalente erfasst, um eine strukturierte und transparente Förderung sicherzustellen. Ergänzend hierzu gibt es noch den Nachfolge- und Notfallplan für Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer, über den sichergestellt wird, dass die planbaren Nachfolgeregelungen rechtzeitig erfolgen.

Um die dezentralen Gesellschaften vor Ort im Bereich der Personalentwicklung und des Talentmanagements noch besser zu unterstützen, wurde im Oktober 2017 die Würth Business Academy Nordamerika (Standort Chicago) gegründet. Seit Januar 2020 unterstützt die Würth Business Academy Asia-Pacific (Standort Shanghai) die Talententwicklung im asiatisch-pazifischen Raum.

Compliance-Risiken

Der nationale und internationale Verkehr von Waren, Dienstleistungen, Zahlungen, Kapital sowie Technologie, Software und sonstigem geistigen Eigentum unterliegt vielfältigen Regelungen und Beschränkungen, die auch von den Konzerngesellschaften der Würth-Gruppe beachtet werden müssen. Dabei steht außer Frage, dass wir bestrebt sind, alle für unser Geschäft geltenden gesetzlichen und behördlichen Vorschriften, national und international, einzuhalten. Dies gilt im Umgang mit Kunden und Lieferanten, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Wettbewerbern sowie anderen Geschäftspartnern und Behörden. Der zunehmenden Komplexität des Rechts begegnen wir mit hausinternen Experten sowie dem fallweisen Hinzuziehen renommierter externer Berater. Insbesondere in China und in Schwellenländern wie Brasilien stellen komplexe, uneinheitliche und sich ständig ändernde Rechtsgrundlagen eine Herausforderung dar und bergen dementsprechend nur schwer einschätzbare, aufgrund der Rückwirkungsmöglichkeiten auch längerfristige Risiken.

Werteorientierte Unternehmenskultur

Gegenseitiges Vertrauen, Berechenbarkeit, Ehrlichkeit und Geradlinigkeit nach innen und außen sind Grundprinzipien, die in der Würth-Gruppe fest verankert sind. Das Bekenntnis zu diesen Werten findet sich bereits in der von Reinhold Würth verfassten Firmenphilosophie aus den 1970er-Jahren. Dabei geht es nicht nur um die Einhaltung aller Gesetze und unternehmensinternen Regeln, sondern auch um eine entsprechende innere Haltung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ein wesentlicher Baustein für den nachhaltigen Unternehmenserfolg der Würth-Gruppe ist. In einem umfangreichen internen Regelwerk, dem PAP (Policy and Procedure Manual), sind diese Grundprinzipien in Form von Beschreibungen der Aufbau- und Ablauforganisation sowie konkreten Verhaltensvorgaben und -anweisungen operationalisiert.

Compliance-Organisation

Im Hinblick auf national und international zunehmend steigende Compliance-Anforderungen hat die Konzernführung der Würth-Gruppe mit Zustimmung des Beirats und des Stiftungsaufsichtsrats im Jahr 2015 beschlossen, die vorhandenen Compliance-Bausteine in einem gruppenweiten Compliance-Management-System zusammenzufassen und neu zu strukturieren sowie die Compliance-Organisation deutlich zu stärken. Neben der Funktion des Chief Compliance Officer und des Group Compliance Officer wurden im Geschäftsjahr 2016 Compliance Officers auf der Ebene der Geschäftsbereiche sowie zusätzlich Compliance Officers bei den größten Einzelgesellschaften der Würth-Gruppe bestellt. Die gruppenweit bereits etablierten Verantwortlichkeiten und Strukturen für Produkt-, Steuer- und IT-Compliance bleiben in der bisherigen Form bestehen. Die Verantwortlichen berichten aber ebenfalls an den Chief Compliance Officer der Würth-Gruppe. Das Compliance-Board berät bei Bedarf über Compliance-Vorfälle und spricht Empfehlungen für erforderliche Maßnahmen aus. Darüber hinaus verantwortet das Compliance-Board die weitere Entwicklung der Compliance-Organisation und berichtet in allen Compliance-Angelegenheiten an die Konzernführung und den Beirat der Würth-Gruppe. Im Geschäftsjahr 2020 lag ein besonderer Schwerpunkt auf der weiteren Qualifizierung der Compliance Officers auf Gesellschaftsebene.

Compliance-Regelwerk überarbeitet und ergänzt

Neben diesen strukturellen Veränderungen wurde auch das interne Regelwerk zu Compliance-relevanten Themen überarbeitet und ergänzt. In einem Code of Compliance wurden die Grundsätze der Firmenphilosophie nochmals zusammengefasst und im Hinblick auf die Einhaltung internationaler Standards ergänzt. Um die Compliance-Organisation nachhaltig in der Unternehmensgruppe zu verankern, werden seit dem Geschäftsjahr 2016 gruppenweit Schulungen zur Compliance-Organisation und zu Compliance-Themen durchgeführt. Schulungsschwerpunkte sind zunächst die Themenbereiche „Umgang mit Geschenken und Einladungen“, „Kartellrecht und Preisbindung“, „Betriebsgeheimnisse“, „Datenschutz“, „Europäische Datenschutzgrundverordnung“ und „Exportkontrolle“. Aufgrund zunehmender Risiken im Bereich der Informationssicherheit wurden im Geschäftsjahr 2020 hierzu weitere Schulungsmaßnahmen etabliert.

Gruppenweites Hinweisgebersystem

Durch ein gruppenweites Hinweisgebersystem können neben den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auch unsere Kunden und Lieferanten sowie andere Personen Hinweise auf Compliance-Verstöße direkt an das Compliance-Office der Würth-Gruppe melden. Durch den Einsatz eines technischen Systems, das durch einen externen Dienstleister bereitgestellt wird, ist dies völlig anonym möglich.

Voraussetzung für nachhaltigen Unternehmenserfolg

Getragen wird die Compliance-Organisation von der festen Überzeugung der Konzernführung sowie der Familie Würth, des Stiftungsaufsichtsrats und des Beirats, dass eine gelebte Compliance-Kultur einen wesentlichen Bestandteil für den weiteren nachhaltigen Erfolg der Würth-Gruppe darstellt. Gleichzeitig werden die Geschäftsleitungen der Konzerngesellschaften proaktiv ihrer Verantwortung im Hinblick auf national und international gestiegene Anforderungen an eine Compliance-Organisation gerecht.

Geschäftsmodell

Das Geschäftsmodell Direktvertrieb bietet für die Würth-Gruppe nach wie vor große Chancen, da wir damit sehr nah am Markt sind und es die Bindung unserer Kunden sicherstellt. Allerdings hat sich das Bestellverhalten der Kunden in den vergangenen Jahren stark verändert. Die Digitalisierung bietet vielfältige Möglichkeiten, mit Lieferanten direkt zusammenzuarbeiten. Durch die relativ einfache Etablierung von internetbasierten Geschäftsmodellen steigt der Wettbewerbsdruck. Diese Entwicklung erfordert eine dementsprechende Anpassung unseres Geschäftsmodells, in dem der Direktvertrieb weiterhin eine zentrale Rolle spielt, aber auch Themen wie Logistik, Services und Sortimentsbreite Marktchancen bieten. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Außendienst sind heute nicht mehr nur Verkäuferinnen und Verkäufer, sondern Manager der verschiedenen Kundenkontaktpunkte: Außendienst, Niederlassung und Internet. In diesem Zusammenhang sprechen wir von einem sogenannten Multi-Kanal-Vertriebsmodell, in dem das E-Business die klassischen Vertriebsformen sinnvoll ergänzt, und zwar abgestimmt auf die Beschaffungsorganisation unserer Kunden. Die Coronakrise und das dadurch veränderte Einkaufsverhalten unserer Kunden führte 2020 zu einem überproportionalen Anstieg des E-Business-Umsatzes, da wir aufgrund unserer Systemrelevanz liefern durften und uneingeschränkt lieferfähig waren. Diese Entwicklung zeigt, dass wir mit unseren Serviceleistungen, die wir gezielt auf die Bedarfe unserer Kunden abstimmen, auf dem richtigen Weg sind und unsere Strategie des Multi-Kanal-Vertriebs aufgeht.

 

Chancen

Nachfolgende Chancen können eine positive Auswirkung auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage haben. Auch die Chancen sind nach abnehmender Relevanz sortiert.

Dezentralität

Die Dezentralität der Würth-Gruppe stellt vor allem vor dem Hintergrund der unterschiedlichen konjunkturellen Entwicklungen in den einzelnen Ländern einen großen Vorteil für den Konzern dar. In dieser Struktur sehen wir auch eine Chance für weiteres nachhaltiges Wachstum. Sie erlaubt uns, vor Ort schnell auf die Gegebenheiten und Veränderungen in unserem jeweiligen Marktumfeld zu reagieren und Maßnahmen effizient umzusetzen. Unter der Prämisse dieser Dezentralität werden wir die weitere Entwicklung der Würth-Gruppe vorantreiben. Dezentralität ist hier nicht nur im regionalen Sinne gemeint, sondern umfasst auch die Vielzahl unserer unterschiedlichen Geschäftsmodelle. Dem Grundsatz der Dezentralität steht aber nicht entgegen, dass wir, wo sinnvoll, Prozesse weiter standardisieren und so unsere Ressourcen effizienter einsetzen können.

Marktdurchdringung

Unser Marktanteil ist mit wenigen Ausnahmen in den meisten Ländern noch sehr gering und liegt bei geschätzten fünf Prozent. Dieser vermeintliche Nachteil lässt ein enormes Wachstumspotenzial erkennen, das wir mit dem weiteren Ausbau unserer Kundenbasis und der Vertiefung unserer Kundenbeziehungen, beispielsweise durch ständig weiterentwickelte, intelligente Vertriebssysteme mit hohem Kundennutzen, erschließen können.

Kundenbeziehungen

Unsere 3,9 Millionen Kunden sind die Basis für unseren Geschäftserfolg. Der Ausbau und die Pflege unserer Kundenbeziehungen sind deshalb wichtige Komponenten unseres täglichen Handelns. Wir werden auch weiterhin in allen Konzerngesellschaften sehr intensiv Kundenmanagement betreiben. 300.000 Kundenkontakte pro Tag und viele langjährige Kundenbeziehungen unserer über 33.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Außendienst helfen uns dabei, das vorhandene Kundenpotenzial bestmöglich auszuschöpfen. Die Eingruppierung unserer Kunden nach ihren individuellen Bedürfnissen bildet eine wichtige Steuerungsgröße für die strategische Unternehmensführung. Nah am Kunden zu sein, ist unser erklärtes Ziel. Die Korrelation von Kunden- und Umsatzwachstum sowie der Servicegrad sind für uns wichtige Indikatoren des Geschäftserfolgs. Kundeninsolvenzen stellen für die Würth-Gruppe ein überschaubares Risiko dar. Aufgrund unseres sehr umfangreichen Kernsortiments von über 125.000 Produkten, der vergleichsweise geringen durchschnittlichen Auftragswerte und der breiten Kundenbasis haben wir hier gute Voraussetzungen, die Risiken weiterhin niedrig zu halten.

Qualität

Würth steht für das ausgesprochene Ziel, höchste Qualitätsansprüche zu erfüllen und wo immer möglich zu übertreffen. Aus diesem Grund wurde bereits 2010 die Leitlinie „Würth ist Qualität – überall und zu jeder Zeit“ im Qualitätsmanagement der Würth-Gruppe verankert und in den folgenden Jahren konsequent weiterentwickelt. Das durch die Leitlinie formulierte Markenversprechen gilt für all unsere Märkte und die Umsetzung eröffnet uns weitere wichtige Marktchancen. Dies gilt sowohl für unsere Kunden im professionellen Handwerk als auch für Industriekunden. Wir sehen es als essenzielle Aufgabe unseres Qualitätsmanagements an, sicherzustellen, dass Normen und Standards sowie Produktanforderungen und -zulassungen sicher erfüllt werden, um unseren Kunden ein vertrauenswürdiger Partner zu sein. Dies ist wichtig, jedoch für uns nicht genug: Wir sind bestrebt, die Kundenerwartungen wo immer möglich durch unsere Leistungen zu übertreffen und dadurch die Kunden zu begeistern.

Im Geschäftsjahr 2020 hat das zentrale Qualitätsteam der Würth-Gruppe seine Aktivitäten fortgesetzt. Trotz Einschränkungen durch die Corona-Pandemie wurden Schulungen in den Bereichen Managementsysteme, Produkt- und Prozessqualität im Laufe des Berichtsjahrs durchgeführt und 156 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an insgesamt 282 Schulungstagen weitergebildet. Ein spezieller Ausbildungsbereich war die Durchführung von Remote-Lieferantenaudits.

Wesentliche Bausteine des Würth Qualitätsversprechens sind zum einen die Validierung neu aufzunehmender Produkte durch die Funktion Qualität z. B. der Adolf Würth GmbH & Co. KG und der Würth International AG, zum anderen die Absicherung der Lieferqualität durch Lieferantenqualifizierungen und systematische Prüfungen entlang der Lieferkette. Die Würth-Gruppe verfügt zurzeit über mehr als 28 aktive Supplier Quality Engineers (SQEs) sowie in Europa, Asien und den USA verteilte eigene Prüflabore bzw. Warenprüfstellen mit insgesamt über 160 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Von den Prüflaboren sind Ende des Berichtszeitraums sechs nach ISO 17025 akkreditiert. In den Ausbau des nach Gruppenvorgabe anzuwendenden SAP-gestützten Systems WS1 wurde im Bereich der Funktionalität zur Qualitätsvorausplanung und zur Sicherstellung von Prüfnachweisen weiter investiert sowie die Anbindung der Gruppenlabore und der Lieferanten intensiviert.

 

Gesamtbeurteilung

Die Risiken für die Würth-Gruppe sind auch in der aktuellen Corona-Pandemie aufgrund des etablierten und gelebten Risikomanagements begrenzt. Vorhandene Risiken werden konsequent überwacht und mit Maßnahmen belegt, um sicherzustellen, dass sie den Fortbestand der Würth-Gruppe nicht gefährden. Aktuell sind mit Ausnahme der weiterhin nicht konkret abschätzbaren Risiken aus der Corona-Pandemie – wir verweisen auf unsere Aussagen im Prognosebericht – keinerlei solcher Risiken bekannt. Die vorhandenen Chancen ermöglichen uns weiteres profitables Wachstum 2021 und in den Folgejahren.


  • Zahl der Beschäftigten steigt auf 79.139
  • breites internes Mitarbeiterentwicklungsprogramm

Beschäftigungsentwicklung

Die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist zum 31. Dezember 2020 um 0,6 Prozent auf 79.139 gestiegen (2019: 78.686). In Deutschland zählte die Würth-Gruppe 24.514 Beschäftigte (2019: 24.344), in den Würth Gesellschaften außerhalb Deutschlands sind es 54.625 (2019: 54.342). Im Geschäftsjahr 2020 waren weltweit 33.176 fest angestellte Mitarbeitende im Außendienst für Würth unterwegs (2019: 33.369).

Personalstrategie

Der Fach- und Führungskräftemangel wirkt sich in vielen Ländern aus und qualifizierte Mitarbeitende werden immer mehr zum limitierenden Faktor für Wachstum. Wichtig ist deshalb, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Unternehmen zu halten und ein gutes Arbeitsumfeld mit interessanten Entwicklungschancen zu bieten. Die Würth-Gruppe mit ihren vielfältigen Geschäftsmodellen und der internationalen Ausrichtung verfügt diesbezüglich über sehr viele Möglichkeiten. Es wurden verschiedene Aktivitäten gestartet, um diese Perspektiven transparent darzustellen. So wurde für die großen Gesellschaften ein verbindlicher und strukturierter Prozess eingeführt, um potenzielle Risiken bei der Besetzung von Schlüsselfunktionen zu identifizieren, aber auch um festzustellen, wo sich neue Karriereperspektiven eröffnen. Diese Informationen werden verdichtet und gemeinsam mit dem Topmanagement der Würth-Gruppe regelmäßig analysiert, notwendige Maßnahmen vereinbart und Talent-Pools definiert.

Durch den Standort für Schulungs-, Personal- und Talententwicklungsaktivitäten in Nordamerika wurde zusätzlich Nähe zu den Zielgruppen aufgebaut und so auch im Personalentwicklungsbereich die Internationalisierung vorangetrieben. Seit Januar 2020 gibt es für den gesamten Raum Asia-Pacific einen weiteren Personalentwicklungsstandort in China. Durch diese Dezentralisierung können die Programme besser den dortigen Anforderungen angepasst und das Talent-Management vor Ort auf die konkreten Bedarfe ausgerichtet und gesteuert werden.

Das Thema Digitalisierung wird im Personalbereich zu starken Veränderungen und den damit verbundenen Herausforderungen führen. Aus diesem Grund wurden Arbeitsgruppen ins Leben gerufen, die sich mit einzelnen Personalprozessen und deren Digitalisierung beschäftigen. Im Bereich des digitalen Lernens gibt es mit dem Learning Campus seit 2017 eine Plattform, die allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Würth-Gruppe offensteht.

Unter der Führung der Würth Business Academy wird die internationale Zusammenarbeit innerhalb des Konzerns durch ein konzernübergreifendes Personalnetzwerk gestärkt und eine Plattform für den Austausch von Best Practices geboten. Darüber hinaus werden in diesem Gremium personalrelevante Themen diskutiert, erarbeitet und etabliert.

Entwicklung der Beschäftigtenzahlen 

Qualifizierung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

Die Fähigkeiten, Kompetenzen und Qualifikationen aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, ihre Motivation und Begeisterung bilden die Grundlage für eine erfolgreiche Zukunft. Deshalb hat die persönliche Weiterentwicklung und die fachliche Weiterqualifizierung besondere Relevanz, um den Anforderungen am Markt begegnen zu können. Jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter durchläuft im Laufe des Berufslebens unterschiedlichste Phasen: Zeiten, in denen es um persönliche Themen geht wie Selbstwert oder Selbstvertrauen und Zeiten, in denen der berufliche Aufstieg im Vordergrund steht – sei es in der Karriere als Führungskraft oder in den verschiedenen Fachbereichen. Intention der bei Würth zur Verfügung stehenden Programme ist es, für alle eine Qualifizierung anbieten zu können, die ihren individuellen Fähigkeiten und beruflichen Zielsetzungen entspricht.

Als Familienunternehmen setzt Würth auf eine langfristig orientierte Unternehmensentwicklung. Das gilt auch für die Nachwuchssicherung. In Deutschland, wo die duale Berufsausbildung eine lange Tradition hat, baut Würth bereits seit über 60 Jahren auf eine fundierte Ausbildung. Zum Jahresende 2020 beschäftigte die Würth-Gruppe Deutschland 1.279 Nachwuchskräfte in mehr als 50 Ausbildungsberufen. Außerdem können Berufsanfängerinnen und -anfänger an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Studiengänge belegen, die einen Bachelor-Abschluss zum Ziel haben. Schwerpunkte in den deutschen Gesellschaften sind Ausbildungen in kaufmännischen und technischen Berufen sowie in der Gastronomie.

Die Akademie Würth bietet ein ganzheitliches Weiterbildungskonzept sowohl für Beschäftigte der Würth-Gruppe als auch für Kunden und unternehmensfremde Interessierte.

Ein praxisorientiertes Weiterbildungsangebot speziell für das Handwerk bietet die Akademie Würth mit technisch orientierten Schulungen an. Sie setzen den Fokus gezielt auf Themen wie Brandschutz, Metallbearbeitung, Befestigung, Dichten und Kleben, Kfz sowie Arbeitssicherheit. Damit steht Würth seinen Kunden auch als Dienstleister, Innovationstreiber und Lernbegleiter zur Seite.

Beratungsangebote zu allen Fragen des Qualitäts- und Prozessmanagements, der Organisationsentwicklung sowie der Business Excellence vervollständigen das Konzept. Unternehmen innerhalb der Würth-Gruppe und auch außerhalb des Konzerns erhalten Unterstützung für die Erfüllung der an sie gerichteten Anforderungen. Dazu zählt die Umsetzung gesetzlicher Rahmenbedingungen wie zum Beispiel die Erstellung und Implementierung integrierter Managementsysteme oder die Begleitung von Zertifizierungsprozessen genauso wie die Einhaltung von Kundenanforderungen. Darüber hinaus bieten wir Unternehmen Hilfestellung bei der Strategieentwicklung und der Umsetzung von Veränderungsprozessen. Lean Management und Six Sigma wurden bereits mehrfach erfolgreich in Unternehmen verschiedener Branchen eingeführt. Zur Sicherung der Nachhaltigkeit wird meist ein projektbegleitender Ansatz gewählt, der sich ergebniswirksam auf die Organisation auswirkt.

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

Berufsbegleitende Studiengänge an der Akademie Würth Business School, die sowohl den Beschäftigten des Konzerns als auch Interessierten außerhalb der Unternehmensgruppe offenstehen, ermöglichen akademische Abschlüsse. Der Bachelor-Studiengang Betriebswirtschaft in Kooperation mit der Hamburger Fern-Hochschule führt in sieben Semestern zum Abschluss Bachelor of Arts (B. A.). Der Bachelor-Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen Technischer Vertrieb in Kooperation mit der SRH Fernhochschule schließt in sechs Semestern mit dem Bachelor of Science (B. Sc.) ab. In Zusammenarbeit mit der US-amerikanischen University of Louisville, Kentucky bietet Würth den international anerkannten Master-Studiengang Global Business an. Das einjährige englischsprachige Programm schließt mit dem Master of Business Administration (MBA) ab. Seit diesem Jahr kann im Anschluss ein Master of Science mit dem Schwerpunkt Family Business erworben werden. Die Kurse dauern ein halbes Jahr und werden in Zusammenarbeit mit der Hochschule Heilbronn angeboten. Der Master-Studiengang Digital Management & Transformation führt in vier Semestern zum Master of Science (M. Sc.), ebenfalls in Kooperation mit der SRH Fernhochschule. Zusätzlich bietet Würth den Doctor of Business Administration (DBA) als dreijähriges Programm in Verbindung mit der Northumbria University, Newcastle an. Der DBA ist ein berufsqualifizierender Doktortitel in Betriebswirtschaftslehre, gleichwertig einem PhD, jedoch mit einem klaren Schwerpunkt auf der Entwicklung und Verbesserung der Berufspraxis.

Die Würth Business Academy (WBA) stellt die ganzheitliche Managementqualifizierung und konsequente Nachwuchsarbeit sicher. Ziel ist, dass Führungspositionen in erster Linie aus dem eigenen Nachwuchs besetzt werden. Hierfür bietet die WBA für unterschiedliche Entwicklungsstufen passende Qualifizierungsprogramme an. Mit internationalen Fach- und Führungsqualifizierungen stellt die WBA auch hier den Qualitätsstandard sicher. Darüber hinaus unterstützt die WBA die Geschäftsführungen weltweit bei der Nachfolgeplanung mit einem strukturierten Prozess und stellt ihre Informationen der Konzernführung und den Gremien der Würth-Gruppe im Rahmen der Risikoabschätzung zur Verfügung.

Gesundheitsmanagement

Das innerbetriebliche Gesundheitsmanagement „Fit mit Würth“ hat auch in Zeiten der Corona-Pandemie bei den Mitarbeitenden der Adolf Würth GmbH & Co. KG und einer großen Zahl weiterer Gesellschaften der deutschen Würth-Gruppe das Bewusstsein für eine gesunde Lebens- und Arbeitsweise gestärkt und gesundheitsfördernde Rahmenbedingungen geschaffen. Das ist vor allem durch neue digitale Möglichkeiten gelungen: Durch Online-Gesundheitskurse, -Aktivpausen und -Vorträge konnten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie deren Angehörige bei der Gesunderhaltung unterstützt werden. Von diesen digitalen Angeboten profitierten vor allem Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Mobile Office, die Beschäftigten im Außendienst und in den Niederlassungen. Dem Gesundheitsmanagement ist der ganzheitliche Ansatz wichtig. Er deckt die Bereiche Bewegung, Ernährung, Regeneration, Sicherheit, Soziales und Vorsorge ab. Alle zwei Jahre beteiligt sich „Fit mit Würth“ an einem Audit zur Erlangung des Corporate Health Awards. Viele Tochterfirmen entwickeln mittlerweile ihr eigenes Gesundheitsprogramm.

Mitarbeiterbefragung

Die Zufriedenheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat in der Würth-Gruppe seit jeher einen hohen Stellenwert. Um eine regelmäßige Information darüber zu erhalten, wie sich die Zufriedenheit in den einzelnen Unternehmen der Würth-Gruppe darstellt und entwickelt, wird seit 2005 eine standardisierte und einheitliche Mitarbeiterbefragung durchgeführt. Die Ergebnisse liefern auch zu den weichen Faktoren der Unternehmens- und Führungskultur strukturierte Informationen. Im Zentrum steht die Erhöhung der Mitarbeiterzufriedenheit mit dem Ziel, die Leistungsfähigkeit der Unternehmen zu steigern. Die Befragung ermöglicht ein Benchmarking innerhalb der einzelnen Gesellschaft und zwischen allen Gesellschaften der Würth-Gruppe. Inzwischen werden neben der standardisierten regelmäßigen Befragung auch kurze Pulsbefragungen zu aktuellen Themen eingesetzt. Die Befragungen werden mit dem unabhängigen Mannheimer W.O.-Institut für Wirtschafts- und Organisationspsychologie durchgeführt.

Dank an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

Die Konzernführung der Würth-Gruppe dankt allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie den Vertreterinnen und Vertretern der Beschäftigten für ihr großes Engagement. In der aktuellen Situation brachten alle ein besonders hohes Maß an Flexibilität und die Bereitschaft, neue Wege zu gehen, mit ein. Dafür sind wir ebenso dankbar wie für ihr Vertrauen in das Unternehmen und ihre Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber.


Gesamtwirtschaftliches Umfeld

Das nach wie vor hohe Infektionsgeschehen und die Verbreitung neuer Virusvarianten sorgen weltweit für eine Verlängerung der Pandemie-Maßnahmen und machen zuverlässige Prognosen nur schwer möglich. Dennoch geben die abnehmenden Infektionszahlen und Inzidenzen, der großflächige Einsatz von Impfstoffen sowie die anhaltend expansive geldpolitische Ausrichtung der wichtigsten Notenbanken der Welt Anlass zum Optimismus.

In Deutschland soll gerade die Automobilindustrie von der wieder anziehenden Weltkonjunktur profitieren. Prognos erwartet 2021 ein Plus bei den Neuzulassungen von rund 14 Prozent (2020: – 19,1 Prozent). Allerdings wären damit die Einbußen aus dem Krisenjahr nicht gedeckt. Industriebranchen wie der Maschinenbau (2020: –14,0 Prozent) oder die Metall- und Elektroindustrie (2020: –14,1 Prozent) gehören mit voraussichtlich kräftigen Zuwachsraten von sechs bis sieben Prozent ebenfalls zu den Gewinnern, da die Nachfrage aus dem Ausland exportorientierte Wirtschaftszweige ankurbelt. Zugleich vermutet Prognos, dass die Nachfrage nach Investitionsgütern aus diesen Branchen auch in Deutschland wieder steigen wird. Ebenso positiv wird die Zukunft der Bauwirtschaft gesehen. Diese allerdings mit einem moderaten Wachstum von lediglich 0,9 Prozent (2020: + 2,8 Prozent). Damit fallen die Prognosen insgesamt für Deutschland, dem größten Absatz-markt der Würth-Gruppe, verhalten optimistisch aus.

Insgesamt wird 2021 durch die ansteigenden Kundenbedarfe bei zeitgleich begrenzten Produktionskapazitäten vieler Produkte eine Vielzahl an Herausforderungen für die Einkäufer mit sich bringen. Zunächst wird erwartet, dass die Einkaufspreise wieder deutlich steigen. Parallel dazu werden sich einige Beschaffungsmärkte durch Anfrageüberschüsse in Verkäufermärkte wandeln. Daraus resultieren steigende Lieferzeiten. Weiterhin ist zunächst nicht davon auszugehen, dass es zu einer Entspannung der Situation bei den Frachtkapazitäten mit Schiffscontainern kommt. Die Gesamtsituation wird durch drohende lokale Ausweitungen der Corona-Maßnahmen verschärft, auch wenn durch die Fortschritte in der Impfstoff-Produktion im zweiten Halbjahr 2021 eine leichte Entspannung erwartet wird.

Trotz des erwarteten Aufschwungs im zweiten Halbjahr wird es noch einige Jahre dauern, bis die Wirtschaft wieder das Vorkrisenniveau erreicht hat. Deutschland musste im letzten Jahr einen Einbruch von 5,0 Prozent der Wirtschaftsleistung hinnehmen. Die Spannbreite der Prognosen für dieses Jahr ist groß: Sie reicht von konservativen 2,8 Prozent der OECD, über gute 4,2 Prozent des Ifo-Instituts bis hin zu sehr optimistischen 4,9 Prozent des RWI – Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung. Diese Prognosen sind aber inzwischen in der Minderheit, denn aufgrund des harten Lockdowns haben viele Ökonomen ihre Konjunkturerwartungen abermals heruntergeschraubt: Mitte Februar (letzte valide Schätzung) prognostizierte die Europäische Kommission ein Plus von 3,2 Prozent für 2021. Anfang Dezember stellte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) noch ein Plus von 5,3 Prozent in Aussicht.

Für die Euro-Zone, den Umsatzschwerpunkt der Würth-Gruppe, erwartet die Europäische Kommission derzeit ein Wachstum von 3,8 Prozent (2020: – 6,8 Prozent). Die Beschäftigung und damit auch die weltweite Produktivität sind im Jahr 2020 stark gesunken. Auch der Konsum ging zurück. Allerdings werden hier Nachholeffekte erwartet. Der IWF geht für 2021 von einem weltweiten Wachstum von 5,5 Prozent aus (2020: – 4,3 Prozent). Zum Konjunkturaufschwung tragen auch die Hilfsleistungen der Staaten bei. Beispielsweise soll der EU-Aufbauplan von 750 Milliarden Euro durch Zuschüsse (312,5 Milliarden Euro) und begünstigte Kredite gezielt die langfristigen Wachstumsaussichten von wirtschaftlich schwächeren Regionen der EU stärken. Das betrifft vor allem Griechenland, Portugal, Spanien und Süditalien.

Nachdem das BIP Frankreichs im letzten Jahr einen Rückgang von 8,3 Prozent verzeichnete, rechnen Experten in diesem Jahr mit einer Erholung von 5,5 Prozent. Maßgeblich wird hierzu der französische Plan zur Wiederbelebung der Wirtschaft beitragen. Der Fokus liegt unter anderem auf einer Steuersenkung für das produzierende Gewerbe.

Für Italien rechnen die Experten mit einer BIP-Erholung von 3,4 Prozent, nachdem es im letzten Jahr bei minus 8,8 Prozent lag. Angesichts des limitierten finanziellen Handlungsspielraums ist der EU-Aufbauplan für Italiens Zukunft von zentraler Bedeutung.

In Spanien war der Wachstumseinbruch noch deutlicher zu spüren: 2020 lag das BIP bei minus 11,0 Prozent. Experten rechnen 2021 mit einer Erholung von 5,6 Prozent. Im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung sollten die direkten Zuschüsse des EU-Aufbauplans für Spaniens Wirtschaft mit rund 4,8 Prozent des BIP den höchsten positiven Effekt auf das Wachstum entfalten.

China (2020: + 2,0 Prozent) ist eine der wenigen Volkswirtschaften, die im Jahr 2020 gewachsen sind. Und auch die Prognosen für 2021 sind mit 8,1 Prozent Wachstum äußerst positiv. Zudem hat die Volksrepublik im letzten Jahr einen richtungsweisenden Kurswechsel vollzogen und möchte bis 2060 eine klimaneutrale Wirtschaft sein. In vielen Sektoren (Industrie, Energieerzeugung, Transport, Bauwirtschaft) bedeutet dies zusätzliche Chancen für deutsche Unternehmen.

Auch Indien blickt positiv in die Zukunft. Der IWF erwartet hier ein Wachstum von 11,5 Prozent (2020: – 9,6 Prozent).

Mit der Wahl und Inauguration von Joe Biden in den USA hoffen alle großen Industrienationen auf eine Erholung der weltweiten Volkswirtschaften, nicht zuletzt aufgrund der angenommenen Entspannung der internationalen Beziehungen. Zusätzlich bekommt der Klimaschutz wieder einen prominenten Unterstützer. Per Dekret hat der 46. Präsident der Vereinigten Staaten bereits an seinem ersten Tag die Rückkehr zum Pariser Klimaabkommen eingeleitet, was ebenfalls einen positiven Einfluss auf die wirtschaftlichen Entwicklungen weltweit haben dürfte. Darüber hinaus unterschrieb US-Präsident Biden am 11. März 2021 ein Corona-Hilfspaket in Höhe von 1,9 Billionen US-Dollar. Wirtschaftsexperten erwarten demzufolge in diesem Jahr ein Wachstum von 3,7 Prozent (2020: – 4,6 Prozent). Diese schnelle Erholung ist nicht zuletzt auf die Ausgaben der öffentlichen Hand zurückzuführen.

In Großbritannien bleiben die Unsicherheiten auch über den Brexit hinaus bestehen. Der IWF nimmt aber eine Zunahme der Wirtschaftsleistung um 3,3 Prozent an, nachdem die Pandemie das Land im letzten Jahr stark getroffen hat (2020: – 9,9 Prozent).

Lateinamerika wird nach einem wirtschaftlichen Einbruch von 7,6 Prozent im Jahr 2020 ebenfalls wieder Fahrt aufnehmen: Zwar gehen die Anti-Regierungsproteste auch in diesem Jahr weiter, der Rohstoffexport hat extrem gelitten und die Pandemie ist noch nicht unter Kontrolle, dennoch prognostiziert das Institut für Weltwirtschaft in Kiel (IfW) einen Aufschwung von 4,4 Prozent.

In Russland deutete sich nach der Neubesetzung der Regierung zu Beginn des letzten Jahres zwar eine Kehrtwende hin zu einer ausgabenfreudigeren Wirtschaftspolitik an, doch das Virus hatte auch Russland fest im Griff. Die Wirtschaft schrumpfte um 4,0 Prozent. Für 2021 erwartet das IfW ein Wachstum von 3,0 Prozent.

Insgesamt bleibt die Weltwirtschaft auch 2021 in einer sehr volatilen Lage. In diesem Bericht wurden die Einschätzungen der Experten bis zum Stichtag 15. März 2021 berücksichtigt.

Entwicklung der Würth-Gruppe

  • Multi-Kanal-Strategie als Erfolgsgarant
  • Erreichbarkeit während Pandemie im Fokus
  • Würth hält an Innovationsstrategie fest.

Mit einem Umsatz von 14,4 Milliarden Euro und einem Betriebsergebnis von 775 Millionen Euro erreichte die Würth-Gruppe im Jahr 2020 einen neuen Umsatzrekord. Die Zahlen beweisen, dass Würth auch während der Corona-Pandemie ein zuverlässiger Partner für Handwerks- und Industriebetriebe ist und dass Kunden unsere Serviceangebote und Produkte zu schätzen wissen.

Die Würth-Gruppe erzielte in Deutschland ein Wachstum von 2,9 Prozent. Hervorzuheben ist hierbei die Adolf Würth GmbH & Co. KG, die größte Gesellschaft im Konzern mit einem Umsatzanstieg von 7,4 Prozent. Die ausländischen Gruppen-Gesellschaften mussten einen Umsatzrückgang von 0,4 Prozent hinnehmen. Diese Entwicklung spiegelt die unterschiedlichen Auswirkungen der globalen Pandemie auf die einzelnen Branchen wider. Sowohl die Division Bau (+ 12,2 Prozent) als auch der Elektrogroßhandel Deutschland (+ 10,8 Prozent) verbuchten Umsatzsteigerungen im zweistelligen Bereich. Dagegen liefen die Bereiche, die den Automobil- und Maschinenbau direkt beliefern, weniger gut.

Die Unternehmensstrategie von Würth trägt den Konzern sicher durch die Krise. Die Würth-Gruppe ist mit vielen Standbeinen in den unterschiedlichsten Branchen präsent. Es besteht daher keine Abhängigkeit von einem einzigen Wirtschaftszweig, einem einzigen Kunden und einem einzigen Markt. Dank dieser breit gefächerten Unternehmenstätigkeit gelingt es der Würth-Gruppe, wirtschaftliche Schwankungen in einzelnen Teilmärkten auszugleichen.

Der Fokus während des Pandemiejahrs 2020 lag auf unserer Lieferfähigkeit und der Erreichbarkeit für unsere Kunden. Hierbei zahlte sich unsere Multi-Kanal-Strategie aus. Da das Handwerk als systemrelevant gilt, durften unsere Niederlassungen geöffnet bleiben. So hatten Kunden teilweise rund um die Uhr die Möglichkeit, ihre Waren zu beziehen. Mit dem Konzept der Würth24 Niederlassungen bieten wir unseren Kunden eine noch größere Flexibilität bei der Deckung des Sofortbedarfs an. Im Herbst eröffnete die 550. Niederlassung in Deutschland, ihr Standort ist in Schwäbisch Hall. Die Warenbestellung per App und E-Shop sowie die kontaktlose Abholung in Packstationen vor der Niederlassung machen das Einkaufen zu Coronazeiten noch problemloser und sicherer. Gleiches gilt für unseren Service Click & Collect. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Außendienst als zentrale Ansprechpartner bleiben weiterhin ein wesentlicher Erfolgsfaktor und das Rückgrat des Unternehmens.

Das Jahr 2020 stand nicht nur im Zeichen der Krise. Die Würth-Gruppe beging ein besonderes Jubiläum. Die Adolf Würth GmbH & Co. KG wurde 75 Jahre alt. Reinhold Würth feierte seinen 85. Geburtstag. Seit mehr als 70 Jahren prägt er das Unternehmen auch mit seinem kulturellen und sozialen Engagement. Im Juni 2020 eröffnete das Museum Würth 2 im Erweiterungsbau des Carmen Würth Forum am Firmenstandort Künzelsau-Gaisbach. Dort werden Herzstücke der Sammlung Würth aus Moderne und Gegenwart präsentiert.

Wie viel Hersteller- und Entwicklungskompetenz in der Würth-Gruppe steckt, zeigt die Traditionsschraube ASSY®. Das Unternehmen hat mittlerweile die vierte Generation am Markt etabliert: die ASSY®4. Allein 1.400 Abmessungen für das Kernsortiment zeigen die Dimension dieses Produkts. 80 Prozent aller ASSY®-Verschraubungen können mit nur zwei Bits erledigt werden. Auch in anderen Bereichen setzt Würth auf Innovation und hat mit dem Verpackungshersteller rose plastic ein Pilotprojekt für kreislauffähige Verpackungslösungen gestartet. Entwickelt wurden Verpackungen aus 100 Prozent Post-Consumer-Rezyklat (PCR), also aus Kunststoffabfall aus dem Dualen System, der deutschlandweit gesammelt wird. Das Projekt ist ein erster Schritt in Richtung nachhaltigere Verpackungslösungen.

Bau des Innovationszentrums

Trotz Krise hält der Konzern an seiner Innovationsstrategie fest. Das Innovationszentrum am Standort Künzelsau soll im Jahr 2022 eröffnet werden. Auf rund 15.000 Quadratmetern entstehen moderne Labore und Werkstätten. Rund 250 Menschen werden im Innovationszentrum Ideen entwickeln, umsetzen und in die Zukunft tragen: Mitarbeitende aus dem Bereich Forschung und Entwicklung der Adolf Würth GmbH & Co. KG und aus den Konzern-Tochtergesellschaften, die in der Produktion tätig sind, sowie externe Forscherinnen und Forscher. Durch die Kooperation mit dem Karlsruher Institut für Technologie KIT sowie den Universitäten Innsbruck und Stuttgart entsteht ein Wissens- und Know-how-Cluster. Die Investitionssumme beläuft sich auf rund 70 Millionen Euro.

Aktivitäten im E-Business

Das E-Business in der Würth-Gruppe hat sich innerhalb der letzten Jahre, besonders seit Beginn des Jahres 2020, stark entwickelt und an Relevanz für Kunden gewonnen. Die Möglichkeit, über digitale Kanäle Waren zu bestellen, ermöglicht es Kunden, auch während der Corona-Pandemie kontaktlos einzukaufen und ihren Bedarf zu decken. Die zentralen Onlineshop-, App- und E-Procurement-Lösungen werden mittlerweile von über 60 Gesellschaften eingesetzt und weiter multipliziert, um eine einheitliche technische Basis zu schaffen und Innovationen sowie Weiterentwicklungen schnell international skalieren zu können.

Zusätzlich werden regionale Kompetenzzentren aufgebaut wie 2019 in Südostasien, um die lokalen Gesellschaften mit Know-how im E-Business zu unterstützen und die weltweite Multiplikation weiter voranzutreiben. Neben der Weiterentwicklung der zentralen IT-Lösungen unterstützen die Kompetenzzentren die Gesellschaften beim Auf- und Ausbau der Kooperationen mit lokalen Plattformen.

Eigene E-Procurement-Lösungen und die Kooperation mit anderen Plattformen sind mittlerweile ein fester Bestandteil der E-Business-Strategie der Würth-Gruppe, um die Beschaffungsprozesse der Kunden ganzheitlich optimieren und automatisieren zu können. Hierfür werden weltweit weitere Spezialisten aufgebaut und ausgebildet, die die Bestell- und Lagermanagementprozesse von Großkunden analysieren, um diese proaktiv zu beraten und kundenindividuelle Lösungen implementieren zu können.

Big Data ist auch weiterhin ein wichtiges Thema, um vor allem Digital-Marketing-Aktivitäten datengestützt zu automatisieren und zielgruppenspezifisch durchzuführen. Neben einem spezialisierten Team in Berlin wurde in mehreren Einzelgesellschaften eine Gruppe von Data Scientists und Analysts aufgebaut, die aus dem Einkaufs- und Informationsverhalten unserer Kunden eine personalisierte, relevante Kommunikation sowie Vertriebsaktivitäten ableitet.

Gesamtaussage zur zukünftigen Entwicklung der Würth-Gruppe

Auch unter Pandemie-Bedingungen sind die Konjunkturprognosen zurückhaltend optimistisch, da sich die deutsche Wirtschaft dem zweiten Lockdown solide entgegenstellt. Obwohl das weltweite Infektionsgeschehen keine valide Planung zulässt, erwarten wir ein mittleres einstelliges Umsatzwachstum und ein proportional steigendes Betriebsergebnis, da wir im aktuellen Geschäftsjahr auch mit einem gewissen Basiseffekt rechnen. Die globalen Veränderungen stimmen hoffnungsvoll sowohl im Hinblick auf die Pandemie wegen der Impfungen als auch in Bezug auf die wirtschaftliche Entwicklung wegen des neuen Präsidenten in den Vereinigten Staaten. Es bleibt jedoch schwer, einen Gesamteffekt für alle unsere Unternehmen vorauszusagen. Akquisitionen werden weiter zu unserer Wachstumsstrategie gehören und Gelegenheiten, die sich wegen oder nach der Krise ergeben, werden wir entsprechend unserem bisherigen Akquisitionsverhalten wahrnehmen. Wichtig ist, auch in solch schwierigen Phasen, aus eigener Kraft zusätzliches Wachstum zu generieren, indem wir für unsere Kunden da sind, die Marktaktivität hochhalten, Vertriebskapazitäten weiter ausbauen, Innovationen in den Markt bringen und durch unsere Leistungsfähigkeit und finanzielle Stabilität Marktanteile gewinnen.

Bei unseren Lieferanten wird es 2021 voraussichtlich zu Engpässen kommen, da deren Kapazitäten teilweise ausgeschöpft sind. Selbstverständlich ist es unser Ziel, dennoch lieferfähig zu bleiben und unseren Kunden Alternativen anzubieten, wobei wir den Servicegrad als Messgröße für die Kundenzufriedenheit verwenden und diesen schon seit Jahrzehnten monatlich konzernweit überwachen. Bei den Frachtkosten erwarten wir extreme Preissteigerungen und auch bei den Rohstoffpreisen wird ein „Superzyklus“ auf der Beschaffungsseite zu starken Preisanstiegen führen. Diesen Herausforderungen werden wir mit unseren 75 Jahren Unternehmenserfahrung erfolgreich begegnen.

Es gehört zu den Fähigkeiten des Konzerns, immer wieder neue Wege einzuschlagen. Dabei ist sich das Familienunternehmen seiner gesellschaftlichen Verantwortung bewusst und auf ein nachhaltiges und langfristiges Wachstum ausgerichtet. Neben dem Engagement im sozialen und wirtschaftlichen Bereich der Nachhaltigkeit hat die Würth-Gruppe auch im ökologischen Bereich eine Fülle von Aktivitäten, die künftig noch innerhalb des Konzerns gebündelt werden sollen und somit die Grundlage für eine konzernweite Berichterstattung bilden. Im Jahr 2022 soll der erste Nachhaltigkeitsbericht auf Gruppenebene erscheinen.