Sehr geehrte Damen und Herren,
Ende 2019 hat die Coronakrise in China begonnen. Anfangs noch lokal begrenzt und weit weg, spüren wir die gesundheitlichen und wirtschaftlichen Folgen der Pandemie inzwischen hautnah auf der ganzen Welt. Wie fragil die Situation ist, haben auch wir bei Würth erfahren: Hatten wir 2020 im Konzern nur wenige Infektionen, waren wir im Februar dieses Jahres in der Logistik der Adolf Würth GmbH & Co. KG plötzlich von einem intensiveren Infektionsgeschehen betroffen.
Die Einschränkungen durch die weltweite Pandemie haben sich auf die verschiedenen Branchen sehr unterschiedlich ausgewirkt. Während der Tourismus aufgrund geschlossener Grenzen und dem kompletten Ausfall von Veranstaltungen fast vollständig zum Erliegen kam, hat das Baugewerbe stabilisierend auf die Volkswirtschaft eingewirkt. Der Maschinenbau wiederum hat stark gelitten. Die Automobilindustrie, die wegen der Bemühungen um den Klimawandel ohnehin schon unter Druck stand, büßte unter dem Nachfragerückgang und wochenlangem Produktionsstillstand zusätzlich stark an Umsatz ein. Dieses heterogene Bild spiegelt sich auch in der Umsatzentwicklung 2020 der Würth-Gruppe wider: Während die Division Bau (+12,2 Prozent) oder auch der Elektrogroßhandel Deutschland (+10,8 Prozent) mit einem Umsatzwachstum im zweistelligen Bereich sehr gut liefen, waren die Umsätze aus den Bereichen, die den Automobil- und Maschinenbau direkt beliefern, rückläufig.
Die große Herausforderung, vor die uns diese Krise stellt, ist, sie gemeinsam und solidarisch zu bewältigen, obwohl wir unterschiedlich stark von den Auswirkungen betroffen sind, abhängig von der Branche, in der wir arbeiten oder dem Inzidenzwert am eigenen Wohnort. Der politische Wille, über alle Ländergrenzen hinweg zusammenzuhalten, lässt sich am Aufbaufonds „Next Generation EU“ ablesen – mit 750 Milliarden Euro das größte Hilfspaket, das die Staatengemeinschaft in ihrer Geschichte aufgelegt hat. Entscheidend ist, an den wichtigen gesellschaftspolitischen Themen entschlossen weiterzuarbeiten etwa an der Verbesserung der digitalen Infrastruktur, sodass alle – Unternehmen, Schulen, Behörden – die Möglichkeit erhalten, ihre Prozesse ins Netz zu verlagern. Wir brauchen Bildungsoffensiven für Digitalisierung, damit die kommende Generation aus den analogen Tälern endlich herauskommt. Die Neugestaltung unserer Arbeitswelt birgt immenses Potenzial. Die Umwelt hat uns gezeigt, was sie verzeihen könnte. Alles Themen, die es wert sind, dass wir sie anpacken. Alles Themen, die Zukunft schaffen.
Was die Entwicklung der Würth-Gruppe betrifft, so sind wir in Summe zufrieden: Der Konzern erwirtschaftete 2020 einen Umsatz von 14,4 Milliarden Euro, was einem Wachstum von 1,0 Prozent entspricht. Das Betriebsergebnis liegt mit 775 Millionen Euro leicht über Vorjahresniveau. Trotz der Pandemie haben wir keinen strukturellen Personalabbau vorgenommen. Die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhöhte sich leicht um 453 auf 79.139.
Zwei Faktoren haben diese zufriedenstellende Entwicklung entscheidend beeinflusst: Das Handwerk, das wir in unserem Kerngeschäft mit Befestigungs- und Montagematerial versorgen, arbeitet aufgrund seiner Systemrelevanz seit Beginn der Krise fast ununterbrochen durch. Gleichzeitig hatten wir mit unserer Multi-Kanal-Strategie die richtigen Lösungen für die Handwerkerinnen und Handwerker, um ihnen eine kontaktlose Materialbeschaffung problemlos zu ermöglichen: Unsere Digitalisierungsstrategie mit Onlineshop, E-Procurement und Würth App synchronisiert sich perfekt mit der stationären Beschaffung in den Niederlassungen, die wir sofort mit einem Corona-konformen Sicherheits- und Hygienekonzept ausgestattet haben. Der E-Business-Umsatz wuchs 2020 überproportional um 5,8 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro, womit sich sein Anteil am Konzernumsatz auf 19,3 Prozent erhöhte.
Ein zentraler Aspekt in der Kundenbeziehung, den wir auch in dieser Pandemie nicht unterschätzen dürfen, ist und bleibt das Vertrauen, das uns unsere rund 4 Millionen Kunden weltweit schenken – eine stabile Partnerschaft, die nur dank unserer über 33.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Außendienst möglich ist. Sie stehen auch in dieser Krisenzeit über Telefon und E-Mail ständig in Kontakt mit unseren Kunden. Die zusätzliche Risikostreuung durch unsere internationale Aufstellung, die Diversifikation über verschiedene Geschäftsfelder und nicht zuletzt die finanzielle Stabilität mit einer Eigenkapitalquote von 43,8 Prozent haben den Konzern insgesamt auf einem stabilen Niveau gehalten.
Der Unberechenbarkeit dieses Virus werden wir mit allen Mitteln entgegentreten und auch dieser Herausforderung wie immer „Würth?like!“ begegnen, konzentriert und mit Bedacht agieren, 360º im Blick, im vollen Vertrauen auf die eigene Leistungsfähigkeit. Die Konzernführung der Würth-Gruppe dankt allen, die uns für das Krisenmanagement den nötigen Raum gegeben haben: unseren Kundinnen und Kunden, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, den Betriebs- und Vertrauensrätinnen und -räten, den Mitgliedern des Kundenbeirats, des Stiftungsaufsichtsrats und des Beirats sowie der Familie Würth und ganz besonders Prof. Dr. h. c. mult. Reinhold Würth und Bettina Würth.
Für die Konzernführung
Robert Friedmann
Sprecher der Konzernführung der Würth-Gruppe
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